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India, crazy india...

Golden TempleNach der Grenzüberquerung haben wir uns ganz fix im Mrs. Bandari Guesthouse in Amritsar eingenistet. Es war zwar für indische Verhältnisse unverschämt teuer, aber dafür auch sehr schön und Internet war inklusive. In Amritsar steht der "goldene Tempel" der Sikhs. Das ist ein Tempel der die elemente aller anderen Religionen in sich vereint und das friedliche Zusammenleben predigt. Zufälligerweise bekamen grad bevor wir abreisen wollten den Tip, dass es in Amritsar eine "Kisten-Strasse" gäbe. In der Kisten-Strasse in Amritsar haben wir uns dann für unser Auto hinten eine Metallbox massschneidern lassen. Die Kiste steht auf der Anhängerkupplung und wir können diese um den Kofferraum aufzumachen runterklappen. So haben wir viel mehr Stauraum gewonnen. Es sieht aber ein bisschen doof aus, was solls.

"Kisten-Strasse"?? Das ist ja so eine Sache mit den "XY-Strassen". :) In Iran, Pakistan und Indien sind Geschäfte gleichen Typs immer in einer Strasse versammelt. Das ist echt praktisch. Will man zum Beispiel einen Plastiktrichter kaufen muss man in einer Stadt einfach die "Plastiktrichter-Strasse" oder wenigstens die "Plastik-Strasse" finden. Dort kann man dann aus verschiedenen Geschäften den besten Trichter aussuchen. So hat man immer gute Auswahl und Vergleichsmöglichkeiten. Wenn man aber einen Plastiktrichter und einen Gasherd will, dann kann es vorkommen, dass man durch die halbe Stadt fahren muss um von der Plastik-Strasse in die Gas-Strasse zu kommen. Meistens läuft aber alles gut ineinander über. In Europa finden wir ja immer alle Sorten von Produkten an einem Ort und wir als Konsumenten können nur Vergleiche zwischen verschiedenen Produkten und Geschäften anstellen, wenn wir bereit sind den Weg zwischen den Geschäften mit ähnlichen Produkten auf uns zu nehmen. Zum Glück gibts das Internet. Ich bevorzuge das "Strassen" System, denn es gibt mir die Möglichkeit günstiger zu besserer Qualität zu kommen und treibt die Geschäfte an besser zu sein, weil der Konkurrent gleich neben an ist. Es macht auch total Spass in diesen kleinen Spezialisten-Geschäften rumzuschnüffeln, da bekommt man Sachen zu sehen, die sieht man sonst nie. Ich finde es eigentlich schade, dass bei uns die Spezialisten eingehen und nur noch die Grossdiscounter bleiben. Die Vielfalt an Produkten und die Qualität der Beratung ist dann schlechter und ich finde das bedauernswert.

In Amritsar war es Nachts im Dezember immer noch ziemlich kalt und wir wollten so schnell wie möglich an die Wärme. Die Flucht vor der (wenigstens Nachts) Kälte war für uns seit der Türkei die treibende Kraft. Vielleicht fast zu treibend. Nachdem wir uns in Amritsar während ein paar Tagen ein wenig von Pakistan erholt hatten, machten wir uns also wieder auf den Weg nach Süden. Zuerst schauten wir noch bei der Toyota Vertretung in Amritsar vorbei, die haben einen Stossdämpfer gecheckt (Pakistan war rau, aber anscheinend nich zu rau, der Stossdämpfer war ok) und unsere Mathmi gewaschen. Alles gratis, Tee gabs auch noch :)

Wir genossen es sehr endlich in einem Land zu sein in dem Vegetarier sein normal ist und die Frage nach fleischlosen Gerichten nicht grenzenloses Staunen hervorruft, sondern gar nicht erst nötig ist. Wir freuten uns wirklich sehr auf Indien, doch unserer Freude wurde ziemlich schnell ein Dämpfer versetzt, denn der Verkehr in Indien ist, seit wir vor 5 Jahren mal da waren, noch schlimmer geworden.

India CamelIndiens Strassen sind etwa so wie wenn man 100 Millionen 5-Jährigen Lastwagen, Busse, Autos, Motorräder, Rikschas, Fahrräder, Elefanten, Dromedar-Zugwagen und "ich habe keine Beine Rollbretter" gibt und schaut was dabei rauskommt. Viele Autos haben nicht einmal Rückspiegel, oder nur einen und das nicht weil sie abgebrochen sind, sondern weil sie ab Werk keinen linken Spiegel haben. Das alleine sagt viel über den Fahrstil der Inder aus. Inder schauen nur nach vorne und das einzige was für sie zählt ist ihr eigener Vorteil. Wer den Vorteil bekommt bestimmt die Grösse des Fahrzeugs und die Bereitschaft sein Fahrzeug zu beschädigen. Lastwagen sind gross und sie scheren sich nicht um "Kratzer" und somit machen sie was sie wollen. Selbst dreispurige Autobahnen sind verstopft auch wenn es wenige Fahrzeuge hat, weil drei Lastwagen mit Höchstgeschwindigkeiten von 40kmh, 41kmh und 42kmh alle drei Spuren verstopfen und gleichzeitig links noch einen Elefanten überholen. Alle Lastwagenfahrer haben eine andere Philosphie, einige denken sie fahren immer links, andere immer rechts, andere immer in der Mitte oder Slalom irgendwo. Autofahrern und uns bleibt zum Vorwärtskommen nur das Slalom um die Laster. Aus dem Weg gehen die Laster sicher nie, denn sie stehen in der Hirarchie ganz oben. Es ist echt anstrengend hier zu fahren. Die einzige Lösung ist sich damit abzufinden nur mit 35kmh vorwärs zu kommen, das ist bei Indiens Grösse aber nicht immer lustig, denn so kommt man kaum vorwärts. Normale Strassen mit einer Spur pro Richtung haben wir versucht zu vermeiden, denn was sich dort Überholmanövern abspielt entbehrt jedem gesunden Menschenverstand. Indiens Verkehr ist lebensgefährlicher und eine realere Gefahr als die Gefahr in Pakistan von Taliban erschossen zu werden.

Als wir in Jaipur versucht haben auf einen Highway zu kommen sind wir diesem längs auf einer winzigen Strasse gefolgt. Es war schon dunkel und wir wollten nur noch aus der Stadt raus. An der Strasse wurde wohl tagsüber gearbeitet, denn die linke Spur war nach einer kleinen Schwelle nur Sand und damit niemand dort hinunter fährt lagen dort entlang der Asphaltspur grosse Steine. Rechts ging die verbleibende Asphaltspur direkt fliessend in Sand über. Wir fuhren also ganz links (linksverkehr) entlang der Steine und der Gegenverkehr wich auf den Sand aus. So ging das eine Weile gut doch dann kam ein Traktor mit einem breiten Anhänger und einem Affenzahn (im Hinblick auf die Dunkelheit und den Platz der zur Verfügung stand) auf uns zu. Er wich nicht aus. Im letzten Moment habe ich noch versucht so nahe es nur ging an die Steine ran zu kommen ohne sie zu rammen, doch das und auch das obligatorische Hupen nützte nichts mehr. Der Traktor behielt seinen Kolisionskurs bei und erwischte mit einem Anhänger unseren rechten Kotflügel und den Seitenspiegel. Der Spiegel schlug gegen das Fenster welches auch gleich in 1000 Teile zersprang. Broken Window and MirrorDer Traktor wollte nicht ausweichen, denn er war grösser als wir, also durfte er das. Ihm ist "entgangen", dass wir nicht ausweichen konnten. Er hat kurz gebremst und war weg bevor ich ihn erwischen konnte. Vielleicht war er besoffen, dumm oder einfach ein Arschloch, so oder so, das ist Indien und es ist jetzt sein Karma. Linda ist zum Glück nichts passiert, Sicherheitsglas sei dank.

Ein kaputtes Fenster und kein Seitenspiegel, für uns bedeutete das, dass wir unser Auto nicht mehr alleine lassen konnten und selbst in der Nacht nicht sicher waren. Das ist bei unserer Art des Reisens und Langfinger-Land Indien sehr ungünstig. Toyota Jaipur war zum Glück nicht weit, doch die haben in ihrem Leben noch keinen HiAce gesehen. Sie vermittelten uns zu jemandem in Delhi, der anscheinend alles auftreiben konnte. Wir fuhren also einen Tag lang zurück nach Delhi um das sagenhafte Geschäft aufzusuchen welches definitiv bestätigte eine rechte Seitenscheibe für einen Toyota HiAce mit unserer Chassisnummer zu haben. Auf den letzten Drücker kamen wir abends in Delhi an und fanden ein winziges Geschäft in einem grossen "Autoteilegeschäfte-Haus". Ach so, mal keine "Autoteile-Strasse"?

Backyard indian style window fixKurze Zeit später begannen zwei Typen die eher aussahen als ob sie Autos stehlen und nicht reparieren auf dem Parkplatz, bei Dunkelheit unsere rechte Tür auseinander zu "schrauben". Als Licht diente ihnen ein Handy bis wir unsere "Aussenbeleuchtung" zur Verfügung stellten. Wir trauten unseren Augen kaum, doch was waren die Alternativen? Schliesslich versuchten sie dann die Scheibe einzubauen, was natürlich kläglich misslang. Die Scheibe war für einen asiatischen HiAce, die sehen anders aus. Enttäuscht und mit einem halbpatzig zusammengebauten Auto mussten wir noch eine Nacht mit offenem, bzw. zugeklebtem Fenster verbringen.

Plexiglas window fixAm nächsten Morgen wurden wir dann zu einem anderen Geschäft vermittelt, welches eine Scheibe aus Plexiglas nach dem Muster der linken Seitenscheibe zuschnitt und nach gut Glück mit dem Heissluftföhn ein bisschen gebogen hat, da die originale Scheibe ja nicht flach war. Shiva seid dank! Das Fenster passte! Allerdings können wir das Fenster nur noch zu machen wenn wir es gleichzeitig mit einem Saugnapf gegen innen ziehen und weil es Plexiglas ist, verkrazt es sich sehr schnell. Indisch halt. Bis zu Hause muss das aber reichen. Ich habe gelernt wie man eine Seitenscheibe auswechselt. Die Halterung für den Spiegel habe ich selbst wieder zurecht "gespenglert", so dass wir wenigstens einen Typenfremden Spiegel so la la montieren können. Wir haben uns dabei übrigens auch gleich eine neue Hupe zugelegt. Bzw. zwei, in verschiedenen Tonlagen. 122dB... vor dem Auto stehen wenn wir Hupen ist nicht lustig. ;)

South DelhiDelhi selbst, respektive Süd-Delhi, hat uns fast umgehauen. Das was wir dort zu sehen bekamen war das modernste und rausgeputzteste seit Griechenland. Ganz und gar nicht das Indien, dass wir kennen. South Delhi StreetInsgesamt hat Indien gewaltige Vortschritte gemacht. Strassen und Infrastruktur haben sich merklich weiter entwickelt und wenn die Inder wenigstens annähernd Autofahren könnten oder so etwas wie Regeln wenigstens entfernt befolgen würden, würden die guten Strassen sogar etwas nützen.

Wir hatten von Kälte und Verkehr dann erst mal die Nase voll und entschlossen uns so schnell wie möglich nach Goa, Agonda zu düsen um uns dort mal so richtig auszuspannen und zu erholen. Go goaNicht, dass wir uns nicht schon unterwegs erholt hätten, doch vermissten wir die Wärme und die Möglichkeit mal mehr als nur ein paar Tage an einem Ort zu verweilen. Wir fuhren und fuhren und wie bei einem Download im Internet der bei 99% abbricht hatten wir 180km vor unserem "Zielstrand", kurz vor der Grenze zur Provinz Goa, nach gut 16000 km seit der Schweiz doch glatt noch einen Platten. Ein Nagel. In dem Rad, dass schon in der Schweiz VOR der Abfahrt platt war und aufgrund der komplizierten Natur des Risses im Reifen einen Schlauch bekommen hat. Wir waren grad Indias Mobsmitten in einer Kleinstadt und ruckzuck standen natürlich die üblichen 30 Inder um uns rum und beobachteten aufmerksam wie ich das Rad gewechselt habe. (auf dem Bild ist der "Mob" erst am entstehen) Die 30 Inder stehen übrigens innert kürzester Zeit in einer Traube um uns herum, egal wo wir halten. Eigentlich ist das wirklich sehr süss und ich finde Neugier eine tolle Charaktereigenschaft, doch trotzdem, zum Teil nervt das total, denn das Gefühl für "Distanz" ist in Indien ganz anders als bei uns. Ausserdem wollen sie sich natürlich immer mit uns Fotografieren, zuerst der, dann der, dann der mit dem und noch ohne den. Wir kommen uns manchmal vor wie Tiere im Zoo. Am Anfang ist das noch lustig, aber mit der Zeit nervte es nur noch weil wir mit den Nerven wegen dem Unfall und dem Verkehr ziemlich runter waren. Wir bekommen dafür eine Ahnung wie das Stars wohl gehen muss, wenn man keinen Schritt auf der Strasse machen kann ohne, dass 30 Leute um dich rumstehen und sich mit dir fotografieren wollen. Wir verstehen nicht warum die Inder darauf so scharf sind. Es geht allen Overlandern so.

Das Rad war dann zum Glück schnell geflickt. Nagel raus, neuer Schlauch rein, fertig. Ein "Reifendoktor" war auch nicht weit.

In Indien ist mir etwas aufgefallen. Vorurteile! Ich schäme mich immer sehr wenn ich mich dabei ertappe welche gehabt zu haben und gebe mir immer sehr Mühe gut zu differenzieren. Umgekehrt aber, die Vorurteile, die total undifferenzierte Betrachtungsweise der Iraner, Pakistani, Inder uns gegenüber, die sind mir erst mit der Zeit bewusst geworden. Die zwei nervigsten:

1: Weisse Europäer sind reich, so reich, dass sie sich ALLES kaufen können.
2: Weisse Europäer können keine handwerklichen Arbeiten machen.

Nummer 1 ist besonders in Indien schlimm, denn fast jeder versucht uns hier abzuzocken so gut es geht. VIEL schlimmer als in allen andern Ländern bisher. Nummer 2 ist nervig, wenn uns jemand zusieht, wenn wir eine beliebige handwerkliche Arbeit am oder um den Bus machen. Ich habe gelernt wie es Frauen gehen muss wenn sie versuchen einen Nagel einzuschlagen und sofort steht ein Mann da und nimmt ihnen das Werkzeug aus der Hand und macht es für sie. Uns geht es hier (ausser beim Reifenwechsel) ständig so und wenn ich mich dann mit einem Werkzeug wider ihrer Erwartung ganz geschickt anstelle staunen sie Bauklötze, denn meistens sind die "Helfer" selbst handwerklich sehr ungeschickt und machen mehr kaputt, als sie helfen.

Indien ist Indien, auch beim dritten mal bringt es mich wieder an meine Grenzen, auch dieses mal wieder im Strassenverkehr. Letztes mal mit dem Motorrad war es weniger nervend, dafür anstrengender. Schlussendlich haben wir uns dann nach Agonda an den Strand zurückgezogen, hier ist es (manchmal) still und friedlich :) Indien gefällt mir trotzdem nach wie vor, aber mit dem Auto ist das Land nicht besonders zu empfehlen.

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Published: Friday, 07 January 2011 08:42

Durch Pakistan im Monster-Konvoi

Die Iranische Grenze von der Türkei her zu passieren war mühsam, korrupt und willkürlich. Und so war es auch bei der Grenze zu Pakistan: Nachdem wir bereits alle Stempel hatten und nur noch durch das Tor zu fahren brauchten hielten uns die Iraner noch mal an. Zwei Uniformierte und ein Pakistani als Dolmetscher. Die sollten dort eigentlich nur das Tor bewachen doch sie wollten unser Auto durchsuchen - bei der Ausreise - na schön, was will man tun. Wieder mal dachten sie der Weinessig ist Alkohol und wollten in natürlich auch gleich beschlagnahmen, ebenso unsere alkoholfreien "Istaks" (bierähnliche Getränke). Dazu hat der eine mit seinen Stiefeln noch das Auto schmutzig gemacht und Raphi hat sich über die Willkühr und die Frechheit so genervt, dass er den Typen regelrecht zum Auto rausgeschmissen hat. Er hat ihn einfach an den Stiefeln gepackt und rausgezogen ... Oje oje.. das war zu viel. Dann wurde der Eine richtig wütend und hat uns die Pässe aus den Händen gerissen und ist davon stolziert wie ein Pfau. Seine Körpersprache sah aus wie in einem 20er Jahre Stummfilm. Lächerlich, hätte der Idiot nicht unsere Pässe gehabt hätte Raphi wohl einen Lachkrampf gekriegt. Der Zöllner versuchte durch seinen Auftritt seine, hüstel, "Empörung" und Überlegenheit ausdrücken und es sah einfach nur doof aus. Raphi hat dann geschnallt, dass er jetzt wieder lieb mit dem Armen sein muss und hat ganz nett "lotfan" (Bitte) gesagt und den Pass dann auch erstaunlich schnell wieder bekommen.

Nach all der Willkür der Iraner fragten wir uns dann: wie wird wohl die pakistanische Grenze sein? Klar...dass muss eigentlich noch schlimmer sein, wir haben uns auf alles gefasst gemacht. (dies war übrigens die einzige offene Grenze zu Pakistan)

Weit gefehlt... Wir wurden sehr freundlich in Pakistan empfangen. Wir Touristen werden bevorzugt behandelt, dass war uns aber etwas unangenehm. Die Grenzhäuser sind einfache Lehmhütten, nach dem rausgeputzten iranischen Zoll suchten wir zuerst nach den offiziellen Gebäuden, bis wir merkten, dass die Hütten, die ebenso Ställe hätten sein können die Zollgebäude sind!! Darin dann einigermassen eingerichtet und wir durften dort Platz nehmen und wurden ganz freundlich registriert, eine Webcam hat sogar ein Foto von uns gemacht.. Verkehrte Welt....alles schön auf Englisch. Wir staunten wie problemlos die Einreise nach Pakistan ablief und ca. nach einer Stunde haben wir es dann auch geschafft.

Bei der Grenzpolizei erhielten wir dann auch gleich eine Eskorte ins Auto gesetzt...

Wir fuhren den ganzen Tag mit „einer Mann mit Kalaschnikow im Auto Eskorte“ nach Dalbandin, wo wir gleich freundlich ins Hauptquartier der Eskorte reingewinkt wurden um dort unsere Busse abstellen und schlafen zu können. Super freundlich :-) Alles lief wie am Schnürchen, einfach unglaublich!

Am Morgen danach stand dann auch schon pünktlich die Eskorte vor unserem Bus um uns nach Quetta zu bringen. Die Eskorte hat sich schön flüssig abgewechselt...wir staunten richtig. In den Städten waren die Eskorten jedoch etwas anstrengend, alle wenige Kilometer wird gewechselt und wir mussten richtig lange warten und erreichten erst bei Dunkelheit unser Ziel, das Bloom-Star Hotel. Einmal wurde eine 10 köpfige, Militärjeep, Kalaschnikov-Eskorte von einer "Mann mit Motorrad und Kalaschnikov Eskorte" abgelöst... Wie viel Sinn das macht blieb fraglich. Nur die Kalaschnikovs blieben konstant bestehen.

Das Bloom-Star Hotel ist was die Hygiene betrifft nicht so der Stern, dafür haben wir dort gleich weitere Overlander getroffen, die abgefahrene Routen fahren. Da ist mal der Schweizer Arnold mit seinem Fahrrad unterwegs, der Österreicher Franz mit seinem Motorrad und das englische Rentnerpaar, das mit ihrem Monsterlastwagen von Ägypten her kam.

Da wurde nicht lange geredet, wir entschieden uns alle kurzer Hand zusammen weiter die südliche Route nach Sukkur im Monster-Konvoi weiterzufahren. Nur Arnold der Genfer blieb zurück um seine weitere Route zu planen.

Am nächsten Morgen sind wir dann alle (Motorrad, unser Bus und die zwei Laster) mit unserer Eskorte von Quetta aus gestartet. Vorne die Polizei und dahinter ein Monster-Konvoi, der sich durch die Stadt schlängelte.....chchch......einfach zu geil! Wir haben uns alle sehr über diesen Zusammenschluss gefreut, denn zusammen macht es einfach mehr Spass :-)

Die südliche Route führt durch den Bezirk Sindh, welcher von der Flut betroffen wurde. Da hat es ein ganzes Stück Strasse weggeschwemmt und wir mussten auf Strassen fahren, die eher eine Interpretation von einer Strasse sind. Ausserdem ist die Flut noch nicht ganz abgeklungen und die Strasse war teilweise noch komplett von Wasser umgeben. Das war ganz schön eng auf diesen Strassenteilen....es war alles mit Lastwagen verstopft, das totale Verkehrschaos auf Pakistanisch, doch unsere Eskorte hat uns durch das alles einen Weg gebahnt. Extra für uns Touristen.....krass oder? An diesem Tag hat unsere Route ca. 12 Stunden gedauert....echt anstrengend für die Fahrer.

 

Dazu kamen noch die schwer verdaulichen Eindrücke der Verwüstungen, welche die Flut geschaffen hat. Kurz vor der Stadt Sukkur reihen sich Flüchtlichgs-Camps (Zeltstädte) aneinander. Da wohnen Menschen die alles in der Flut verloren haben und nun in den von Hilfsorganisationen gespendeten Zelten leben müssen. Und wir düsen da mit unseren fahrbaren Häusern einfach so durch. Da kamen uns Gefühle der Ohnmacht hoch und alles was so dazu gehört. Im Stau hat mal ein Pakistani André nach seiner Nationalität gefragt. Als der sagte Germany, hat der Pakistani geantwortet: „Thank you Germany, Thank you“. Damit hat er sich für die Hilfe im Überschwemmungsgebiet bedankt. Unglaublich!

In Sukkur wollten wir vor einem Hotel parkieren wo uns unsere Eskorte abgestellt hat, mit der Zusage, dass es sicher sei. Doch es vergingen nur wenige Minuten bis es an unsere Scheibe klopfte. Draussen stand ein Typ im pakistanischen Schlabberlook mit Militärjacke und meinte er sei die Touristensicherheitspolizei und es sei nicht sicher hier. Ja klar, das kann ja jeder sagen, dachten wir uns. Also kramte er aus seinem Portemonnaie eine laminierte Karte heraus. Polizeiausweis mit Foto.....aha...genau ;-)

Wir haben ihm das einfach nicht abgenommen, also stieg Raphi mal aus um die Situation zu klären, als dann noch ein Typ mit Schlabberlook dazu kam und behauptete der Vorgesetzter des anderen zu sein. Sehr glaubwürdig.....Da wir in kein Hotel wollen, boten uns die zwei freundlichen Herren ihr Polizeihauptquartier zum übernachten an. Es sei ja gleich um die Ecke.

Raphi verliess sich auf seine Menschenkenntnis und wir liessen uns überzeugen und folgten den zwei Herren auf Motorrädern mit unseren drei Fahrzeugen. Doch es war nicht ganz um die Ecke und die Strassen wurden immer leerer und dunkler. Da haben wir schon einwenig schiss bekommen, doch auf einmal standen wir mit unserem Konvoi vor einem riesigen Tor, dass sich als Polizeihauptquartier entpuppt. Uns viel ein Stein vom Herzen :-) Fazit, wenn man hier in Pakistan einen laminierten Ausweis besitzt ist man voll der Chef, wohl gemerkt!

Natürlich wurden wir dort wieder von einem Vorgesetzten der beiden Herren freundlich empfangen, konnten unsere Busse super einparkieren und wurden zu Tee und Gelaber eingeladen. Am frühen Morgen waren wir dann auch schon von neugierigen Polizisten umzingelt die uns Weisse mit unseren komischen Fahrzeugen begutachteten. Am Nachmittag hat uns der Chef der Touristensicherheitspolizei eine Tour durch Sukkur gegeben. Er mit dem Motorrad und wir mit zwei Rikschas hinterher.

Als am nächsten Morgen unsere versprochene Eskorte nicht rechzeitig zur Stelle war, haben sie uns einfach ohne weiter nach Multan geschickt. Wir waren sehr erleichtert, endlich wieder frei in unserem Tempo fahren zu können und nicht immer auf neue Eskorten warten zu müssen.

Trotzdem muss ich hier noch erwähnen, dass ich für all die Eskorten dankbar bin. Ich habe mich durch sie oft sicherer gefühlt. In den Städten war es zum Teil echt krass. Da fuhr ein Pickup mit 5 bewaffneten Männern vor und wenn wir anhalten mussten, für den Eskortenwechsel, stiegen alle aus dem Wagen und sicherten unsere Fahrzeuge ab. Wahrscheinlich wären wir ohne diese Polizeipräsens weniger aufgefallen, trotzdem, der Aufwand welcher für uns kostenlos betrieben wurde war enorm und das nur, weil wir nach Indien in die Ferien wollen!

Die Organisation der Eskorten in Pakistan hat uns wirklich umgehauen. Kaum sind wir aus einem Distrikt herausgefahren, stand schon die nächste bewaffnete Eskorte mit ihrem Auto bereit um uns weiter zu begleiten. Egal ob sie sich manchmal nach hinten wegfallen liessen und uns alleine weiterfahren liessen. Ausser in den Städten mussten wir nie lange warten und das fanden wir einfach im Gegensatz zum Iran herausstechend :-)

Die Pakistanis sind zum grösstenteils extrem freundlich und gastfreundlich. Ein paar wenige Ausnahmen schauten uns grimmig an und wie wir erfahren haben gibt es in allen Städten in Pakistan Taliban und Menschen die uns alleine wegen unserer Hautfarbe hassen. Aber gemerkt haben wir davon fast nichts. Die Gegensätze sind wieder mal gewaltig. Da sitzen diese Leute in Lehmhütten mit Strohdach und haben Fotohandys. Diese wollen sie auch immer benutzen. Wo auch immer wir auftauchten mussten wir für Gruppenfotos hinhalten. Wie Tiere im Zoo kamen wir uns manchmal vor. Man stelle sich vor ein schwarzer Mensch steigt in Zürich aus dem Auto und innert einer Minute stehen 30 Leute im Kreis um in rum und wollen sich mit ihm fotografieren lassen...?? Uns passiert das andauernd.

 

Eine weitere typische pakistanische Sache sind die EXTREM verzierten Lastwagen und ihre Angewohnheit diese (und alle Fahrzeuge) bis aufs letzte zu beladen. Diese Lastwagen kippen dort täglich um wie besoffene Bayern am Oktoberfest. Wir sahen zig umgestürzte Lastwagen. Busse werden ebenfalls beladen bis zu geht nicht mehr. Da sitzen locker mal 15 Leute IN einem Toyota HiAce und dann nochmal 5-10 auf dem Dach oder hängen hinten dran.

Die Strasse von Multan nach Lahore war dann einfach der Hammer. Wir waren in kürzester Zeit da. Dort mussten wir uns leider von Bart und Rowen mit ihrem Truck verabschieden, welche nach Islamabad fuhren um ein Indien Visum zu beantragen. Es hat dann noch über eine ganze Stunde gedauert die Stadt zu umfahren wir fuhren nach Google Maps Karten, welche absurdestens kaputte Nebenstrassen für Hauptstrassen hielt und so wurden wir noch mal RICHTIG durchgeschüttelt. Dann das letzte Stück zur Grenze: 6 spuriger Highway in perfekten Zustand. Alles geradeaus, rausgeputzt wie eine Zielgerade kams uns vor, doch anstatt vollgas zu geben fuhren wir gemächlich und mit Würde bis zur Grenze! 

Wir kamen um 3 Uhr am Wagah Border an. Diese Ankunftszeit ist fast perfekt. Denn die Grenze wird um 16.00 Uhr geschlossen und deshalb wollen alle nach Hause. Sie haben uns regelrecht aus Pakistan rausgeschmissen und der überaus komplizierte indische Zoll hat alles gegeben um uns so schnell wie möglich nach Indien rein zu werfen :) Die Zöllner auf beiden Seiten, Pakistan und Indian, Erzrivalen, waren trotzdem um die Wette freundlich zu uns. Ein Schauspiel, unglaublich. Die beiden Grenzstationen sind Kunstwerke. Verglichen mit dem Pakistanischen Lehm-Zoll bei Iran geradezu absurd. Von Iran bis Indien durch Pakistan: Eine Zeitreise von 100 Jahren. Nur die Handys gibts überall :)

Jetzt sind wir in Indien! Wir haben es geschafft! Wir fühlen uns fast wie zu hause angekommen zu sein und gingen erst gleich mal indisch Essen. LECKER! Zehn mal Bodenkontakt, drei kleine Beulen, null Pannen, null platte Reifen! Einfach perfekt! Doch es steht uns noch viel bevor, denn Indien ist RIESIG und wir sind noch ganz im Norden... kalt ist es wieder mal. Nepal kommt im Frühling dann auch noch und Nordindien ist ein Novum für uns. Rajastan kommt als nächstes.


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Published: Thursday, 09 December 2010 10:34

Iran, Iran :)

Im Iran sieht man niemals ein einziges weibliches Haar, die Frauen laufen alle in langen Mäntel herum und sehen aus wie wandelnde Mülltonnen. Alles ist Wüste Wüste Wüste und nochmals Wüste und die Menschen sind Fremden gegenüber, insbesondere solchen aus Europa, unfreundlich. Niemand hilft uns wenn wir Probleme haben und es ist schwierig mit irgendwem ins Gespräch zu kommen. Autofahren grenzt an Selbstmordversuch insbesondere in Teheran welches nur aus engen Gässchen und Lehmhäusern besteht. Der Islam wird hier von jedem bis aufs Wort ernst genommen und sobald das ohrenbetäubende Geschrei der Muhezins fünf mal am Tag losgeht steht das ganze Land still und jeder legt sich hin um in Richtung Mekka zu beten. Amahedineschad ist hier so etwas wie ein Gott und Vorbild von allen....

NICHTS von allem was ich soeben geschrieben habe ist wahr. Das ist alles gelogen.

Für mich ist es eigentlich keineswegs überraschend, dass die Menschen im Iran sehr freundlich und gastfreundlich sind, doch trotzdem übertrifft, dass was wir hier antreffen alles was ich mir denken konnte. Die Frauen tragen zwar tatsächlich alle Mäntel, aber die gehen normalerweise nur knapp über die Hüfte und kommen in einer Vielfalt die seines gleichen sucht. Ich als Mann empfinde die Iranerinnen im Mittel als modischer als europäische Frauen. Die Kopftücher werden getragen, aber von einem Grossteil der Frauen werden die Regeln bis ans absolute Limit strapaziert. Nur selten verdecken die Kopftücher wirklich alle Haare und in den Städten nehme ich das Kopftuch meist nur noch als modischen Trend und nicht als Symbol für den Islam wahr.

Ich glaube es ist schlicht unmöglich durch den Iran zu Reisen ohne mit Iranern ins Gespräch zu kommen oder zu irgendwas eingeladen zu werden. Sei es zum Tee oder zum Gratis parken oder uns wurden auch Autobahngebühren geschenkt. Hintergedanken? Bei zwei Fällen hatten wir das Gefühl, dass es der betreffenden Person bei seiner Freundlichkeit darum ging den Iran in ein gutes Licht zu stellen, denn es wurde immer wieder nachgefragt, ob wir den Iran gut finden. Ansonsten? Freundlichkeit und Gastfreundschaft von Herzen und geprägt von einer natürlichen Neugier und dem Drang mit uns Fremden ins Gespräch und in einen Austausch zu kommen.

Alles Wüste? Nein natürlich nicht! Direkt nördlich von Teheran erheben sich Berge bis zu 5500 Meter Höhe und fallen dann innerhalb von knapp 100km auf fast 0 Meter zum Kaspischen Meer ab. Dieses immense Gefälle führt in diesen Breitengraden zu einem Naturschauspiel, dass mir den Atem verschlug. Wir fuhren durch dieses Gebirge von Teheran aus. Aus alpenähnlichen, schneebedeckten Bergen werden innerhalb weniger Kilometer zuerst braune Graswüsten, dann Tannenwälder gefolgt von herbstfarbenen Laubwälder. Ein paar Kilometer weiter und tiefer läuft das Jahr rückwärts ab und die selben Laubwälder stehen noch grün in voller Blüte und noch ein wenig weiter werden die Wälder fast ein wenig tropisch und nach knapp einer Stunde Fahrt steht man an einem Strand und es hat sogar Palmen. Wir trauten unseren Augen kaum. Atemberaubend war auf der Seite zum kaspischen Meer leider auch der Abfall, der von den picknickbegeisterten Iranern an jedem mehr oder weniger leicht erreichbaren Platz zurückgelassen wurde. Solche Schweinereien habe ich bisher nur in Griechenland gesehen. Die Türkei und der grössere Teil von Iran sind wenigstens "akzeptabel" sauber.

Auf dem Rückweg nach Teheran "verirrten" wir uns dann absichtlich in den Bergen und wurden nach 3 Stunden Fahrt, welche am Schluss auf einer reinen Sandpiste auf über 2000M endete, mit einemIran MountainsÜbernachtungsplatz belohnt, der seines gleichen sucht! Die Rundreise zum kaspischen Meer machten wir um die Wartezeit für das Indienvisum zu überbrücken für welches wir noch mals nach Teheran mussten.

Teheran selbst ist riesig, eine moderne Metropole mit sechspurigen Highways quer durch alles durch, kleine Gässchen gibt es hier ebensowenig wie Lehmhäuser. Die Stadt ist sehr aufgewühlt und der Verkehr ist wirklich anstrengend. Ich hatte das oft gehört, aber so "brutal" wie erzählt wurde fahren die Iraner nicht. Es wird einfach jeder Zentimeter ausgenutzt, dreispurige Strassen werden wortlos zu vierspurigen um den Verkehrsfluss aufrecht zu halten und wenn man sich nicht an den Verkehrsfluss der Iraner anpasst und versucht "eigentliche" Regeln für sich geltend zu machen steht man mit jedem anderen Fahrzeug auf Kriegsfuss. Selber Schuld wer das tut, sobald man mal Taxi gefahren ist, merkt man, dass alles eigentlich viel weniger aggressiv ist, als man zuerst denken würde. Ich fuhr quer durch ganz Teheran, mitten durch alles, und ich habe insgesamt nur drei mal gehupt. Das soll mir mal einer nach machen :-) Es ist eigentlich bemerkenswert wie schnell und flüssig der Verkehr im Iran ist selbst wenn die Strassen überfüllt sind. Überfüllt sind die Strassen aber nur in grossen Städten, ansonsten sind die Strassen meistens eher leer. Staus ausserorts gibts hier nicht. Hier zu fahren erinnert mich übrigens oft an ein Computerspiel, denn ausser den Lastwagen gibt es im Iran nur ganz wenige verschiedene Autos. Das wirkt dann wie die generisch erzeugten Autos in einem Computerspiel, die alle gleich aussehen. Es gibt Kia "prides", Peugeot 405s, Renaults, hyundais und ein paar iranische Typen, die aber meist nur die Kias oder Peugots mit iranischem label sind. :-) Wirklich schlimm ist der Verkehr aber für Fussgänger. Das macht gar keinen Spass und da hat der Iran allem Verkehrsfluss zum Trotz noch viel zu lernen. In der Stadt eine iranische Strasse zu Fuss überqueren benötigt eine ganz bestimmte Technik und viel Mut. Aber damit gehts.

Die Muhezins im Iran sind viel weniger aufdringlich als in der Türkei, leise säuseln sie fast von ihren Türmen und wir hören sie eigentlich nur selten. Die Gebetsräume die es überall gibt sind meistens leer und in 3 Wochen Iran haben wir nur einmal jemanden öffentlich beten sehen. Uns schien es als ob es relativ wenige Leute geben würde, die den Islam wirklich ernst nehmen, besonders in den Städten. In vielen Gesprächen habe ich verschiedene religiöse und politische Ansichten erfahren, doch eins haben alle gemeinsam: Niemand ist zufrieden mit der Regierung insbesondere Amadineschad. Es gibt zum Beispiel die ganz einfachen Bürger, die etwa so Moslems sind wie in der Schweiz manche Christen. Zum Beispiel Menschen die in die Religion geboren wurden, vielleicht mal ein Gebet sprechen, an Gott glauben und vielleicht auch mal in die Moschee gehen aber dem ganzen nicht sonderlich viel Bedeutung zumessen. Vielen davon geht es gut genug um nicht ihren Kopf zu riskieren und sich offiziell gegen die Regierung zu stellen, obwohl sie eigentlich nicht zufrieden damit sind. Es gibt aber auch die, die zwar auf dem Papier Moslems sind, aber mit Religion gar nichts am Hut haben und umgekehrt solche, die Religion sehr ernst nehmen. Die letzteren sind sicherlich viel zahlreicher als gleichartige Christen in der Schweiz, aber viel seltener als so mancher wohl denken würde

Manche Frauen empfinden das Kopftuch als Last, andere würden es auch freiwillig anziehen weil sie es als Schutz empfinden. Einig sind sie sich darin, dass die Kopftuchpflicht ihr geringstes Problem ist, aber wenn man im Iran unterwegs ist bekommt man von der Unterdrückung der Regierung nichts mit, das ist erstaunlich. Dann gibt es auch noch die "Perser" wie ich sie nenne. Sie empfinden den Islam als aufgezwungen und orientieren sich an dem eigentlichen Persien und dessen Kultur so wie es vor der (gewaltsamen) Islamisierung existiert hat. Einen überaus beeindruckenden Rest dieser Kultur haben wir in Persepolis besichtigt. Die Ruinen lassen die Akropolis in Athen fast klein aussehen. Die "Perser" sind der Ansicht, dass "Religion" an und für sich nicht zu einem "Iraner" passt und die wahren "Perser" eigentlich instinktiv Religion ablehnen. Der Name "Iran" kam übrigens mit der Islamisierung vor über 1000 Jahren, vorher war es Persien. "Persien" war in der "Scha" Periode Mitte 20. Jahrhundert kurz wieder der Name des Landes. Als das islamische Regime unter Komeni das Land übernahm wurde der offizielle Name wieder "Iran". Dann gibt es noch die "Ches" wie ich sie nenne, die Iraner die einfach nur Freiheit wollen, egal ob islamisch oder nicht.

Unter dem Strich bleibt für mich der Eindruck, dass einige Moslems die in Europa leben den Islam (vielleicht auch unter dem Druck der Ausgrenzung und Dämonisierung) viel ernster nehmen, als der Grossteil der Moslems im Iran oder in der Türkei. Diese wenigen extremen Moslems bei uns, aber auch im Ausland machen aber wiederum viel Wirbel um viele Kleinigkeiten und vermitteln so ein falsches Bild von der islamischen Welt. Als Beispiel die Minarettabstimmung in der Schweiz: Hier wusste davon niemand mit dem ich gesprochen habe und als ich ihnen davon erzählte blieben extreme Reaktionen aus. Der "Perser" befürwortete die Entscheidung natürlich sogar. Wenn wir sagen, dass wir aus der Schweiz kommen, dann ist die Reaktion IMMER: aaaaaaaah Suisse!! Das "aaaaaaah" hat dabei den "ach viel Geld" Unterton, den man als Schweizer im Ausland gut kennt. Man denkt an Uhren und Wohlstand und damit hat es sich. Einem Iraner habe ich erzählt, dass wir Bilder gesehen haben wie man auf den Strassen schweizer Fahnen verbrennt habe nach der Minarettabstimmung. Das sei eine Routinehandlung von Extremisten, mehr nicht. Fahnen würden immer gerne verbrannt, sagte er. 

Je länger ich hier bin, desto mehr das Gefühl, dass in Europa eine Anti-Islamstimmung fast schon bewusst durch die Medien und die Politik geschaffen wird. Menschen in Europa die sich vor der Ausgrenzung in den Islam flüchten, die ihn zu Ernst nehmen und an die grosse Glocke hängen und kleine Gruppen von Extremisten weltweit liefern das Futter und lenken von der grossen Masse an Moslems und der Wahrheit ab: Nämlich, dass es sich bei allem schlechten was man über den Islam hört um eigentlich unbedeutende Minderheiten handelt. Ist der Islam nun gut oder schlecht? Das ist irrelevant. Unterdrückung ist schlecht. Im Iran und anderen Ländern werden die Menschen mit dem Islam im Hintergrund ihrer Freiheit beraubt und Extremisten rechtfertigen Terror mit dem Islam. Die "Hetze" gegen den Islam in Europa scheint unter dem Gesichtspunkt fast gerechtfertigt. ABER! Eigentlich geht es den Betreffenden (Unterdrückern) aber um Macht und der Islam (Wie Religion so oft) ist nur Mittel zum Zweck. Die Hetze richtet sich aber gegen jeden Moslem und somit gegen die Falschen. In Europa werden Moslems weil sie Moslems oder Fremde oder Ausländer sind ausgegrenzt und unterdrückt was einzelne davon wiederum zu Extremisten oder Kriminellen macht was sich wiederum gut gegen die Gesamtheit der Moslems verwenden lässt. Ein Teufelskreis.

Das Indienvisum haben wir jetzt endlich in der Tasche. Das ging in Teheran ganz kurz und schmerzlos. Nach 7 Tagen hatten wir es. Nach dem wunderschönen Esfahan sind wir zu der Persepolis gefahren (Danke Sam!) und dort haben wir Sina und André getroffen, zwei ganz tolle Menschen die mit ihrer 2 jährigen Tochter Eva und ihrem riesigen 4x4 Laster-Wohnobil auf der gleichen Route sind wie wir. Wir entschlossen uns mit Ihnen an den persischen Golf und später durch Pakistan weiter zu ziehen, weil der Teil der Strecke im Konvoi besser und sicherer zu bewältigen ist. Am Golf ist es endlich wieder richtig warm! Die ständigen Minustemperaturen in der Nacht, die wir seit der Türkei aushalten mussten, schlugen langsam auf die Stimmung. Nach ein paar Tagen in der Wärme war die Stimmung sofort wieder top!

Allerdings wird das Bild vom Iran am persischen Golf arg angeknackst. Die Freundlichkeit der Menschen ist hier oft so wie es die Vorurteile der Europäer wohl erwarten würden. Unfreundlich, überlegenes Getue, aggressiv. Am persischen Golf leben viele Araber (nein, das ist nicht das gleiche wie Iraner) und verschiedene Stimmen behaupten, dass das der Grund für das unfreundlichere Klima sei. Das kann ich nicht beurteilen, aber klar ist, wir fühlen uns hier nicht so wohl wie im Norden und werden des öfteren beschissen oder auch im Verkehr mit Handfuchteleien beschimpft, ganz wie in der Schweiz. Auch die Muhezins sind hier viel aufdringlicher.

Hier unten haben wir zum ersten mal gigantische Ölförderungsanlagen gesehen. Hässlich aber auch beeindruckend. Insgesamt haben wir im Iran übrigens vier Atomkraftwerke gesehen, die sich noch im Bau befinden. Zu dem in Busher hat mir ein Passant und Gasturbineningenieur gesagt, dass neuerdings Russen und nicht mehr Deutsche das Ding bauen und das deren Arbeit schlecht sei und die ganze Stadt Angst vor einer Katastrophe habe. Hmmm.

Wir haben am Golf ein paar wunderschöne Plätze am Meer geniessen können. André hat ein sagenhaftes Gespür für abgelegene Plätze und hat und zu ein paar wagemutigen Offroadfahrten verführt. Hätte nicht gedacht was der HiAce alles mitmacht :-) . Nein keine Angst, keine leichtsinnigen Sachen!

Mahtmi, so heisst unser Bus jetzt, läuft top, fast, ein Quietschen am linken Vorderrad und ein wenig Öl an der Gummidichtung der Antriebswelle haben uns beunruhigt, aber dank Fabio's SMS-Support wissen wir das das Quietschen von der Bremse kommt und ungefährlich ist und die Dichtung noch eine Weile hält. Nach 170000km musste die ja mal kommen. Normaler Verschleiss.

Seit der Türkei fahren wir maximal 100 kmh und auf den vielen geraden Strecken belohnt uns unser Bus mit einem Verbrauch von 7-9 Liter Diesel pro 100 km. Für ein 3 Tonnen Fahrzeug ist das einfach nur Hammer geil! Im Iran ist das aber nur für die Umwelt relevant, denn eine Tankfüllung, 60 Liter, kostet uns nur knapp über 1 Fr, 20 Liter Wasser kosten dafür 6 Fr... Das kommt uns nach den 2 Fr pro Liter Diesel in der Türkei (3 Fr für Benzin) gerade gelegen, staatliche Subventionen sei Dank. :-)

Übrigens: Da hier Alkohol verboten ist gibt es auch kaum Bier, was mich nicht sonderlich stört. Im Gegenteil, denn als Kompensation gibt es hier eine umfangreiche Palette an bierähnlichen Getränken ähnlich dem schweizer "Bilz" oder Panasch oder Radler. Nur gibt es die hier in allen möglichen Geschmacksrichtungen. Lecker!

Tipps für Overlander :-)

Die Strassen im Iran sind in super Zustand und wären da nicht unsere freiwilligen Ausflüge könnte man die Strecken mit jedem erdenklichen Auto fahren. Allgemein ist Reisen im Iran, solange man nicht an der Grenze zu Irak oder Afghanistan ist, absolut unbedenklich, angenehm, erlebnisreich und vor allem mit einem Camper sehr zu empfehlen. Abstellplätze finden sich leicht und Gefahren bestehen kaum. Am persischen Golf findet man auch abgelegene Badeplätzchen wo man ein paar Tage verweilen kann. Wenn man 4x4 hat und was wagt auch so, dass man ohne Iraner bzw. Frauen ohne Kopftuch etc. ins Wasser kann.

Das mühsame am Iran sind die Grenzen an sich so wie die Grenzprovinzen. Die Grenzer sind korrupt und versuchen jeden Tourist auszunehmen. Autos werden Ohne Grund mehrmals angeschaut und was auch immer dem Zöllner gefällt will er "beschlagnahmen". Man tut gut daran ihn das bei unwichtigen Dingen tun zu lassen, dann ist man ihn los. Bei allem anderen einfach nein sagen und drauf bestehen, dann lassen sie locker, oder einfach gut verstecken. Vielleicht wäre es sogar eine gute Idee eine Flasche Whiskey dabei zu haben, extra für den Zöllner, denn danach fragen sie immer. Die Polizei und Militärs in den Grenzprovinzen sind ebenfalls korrupt und nutzen Gelegenheiten um Touristen abzuzocken. Von der Türkei her ist das in den ersten 100km die Polizei. Einfach nicht zu schnell fahren und hart bleiben, wenn die Bullen trotzdem Bussgeld verlangen, dann ist es ok.

An der Grenze zu Pakistan in der letzten Provinz um Zahedan ist es dann die Eskorte, die mühsam ist. Aus Sicherheitsgründen wird man dort als Tourist von Polizei oder Militärs eskortiert wenn man von A nach B fährt. Aufgrund verschiedener Zuständigkeitsbereiche wechselt die Eskorte alle paar Kilometer und man muss oft sehr lange auf die nächste Eskorte warten. Manchmal 2h um dann 10 min weiter zu fahren. Grundsätzlich ist das zu unserer Sicherheit und sie geben sich oft auch echt Mühe und wir waren auch sehr dankbar für die Sicherheit. In vielen Fällen war aber klar, dass sie uns absichtlich schikanieren wollten. Deshalb: Immer freundlich bleiben und verstehen, dass sie grundsätzlich an unserem Wohl interessiert sind.

Fahrt ohne Eskorte (nur tags, keine Photostops) bis Bam und tankt dort voll wenn ihr ankommt. Tankstelle 14 km NACH Bam, ohne Benzin oder Dieselkarte ist es aber in der Grenzregion kaum noch möglich zu tanken, die Leute sind hier nicht mehr bereit zu teilen. Fahrt dann zurück nach Bam ins Akbar Guesthouse, das hat einen Innenhof- und Aussenparkplatz für Autos und gute Duschen etc. für 10 Dollar pro Nacht. Lasst Bam, Bam sein, geht nicht an die grossen Touristenspots, kauft höchstens bei Akbar um die Ecke ein, denn nicht das Fahren ist das Problem, sondern die Touristenherde, doch auch da ist seit Jahren nichts mehr passiert. Fahrt von Bam um 7 Uhr morgens los (sobald es hell ist) und sagt Akbar nichts davon, dann kommt ihr ohne Polizeieskorte von dort weg und das erspart euch schon mal die ersten paar Stunden Wartezeit. (Morgens tanken geht erst ab ca. 9 Uhr) Fahrt einfach bis ihr von einer Strassensperre aufgehalten werdet, dann kriegt ihr automatisch eine Eskorte (auf die müsst ihr dann so oder so lange warten), denn es ist im Iran nicht möglich als Tourist in unsicheres Gebiert einzufahren ohne bemerkt zu werden, es gibt also keinen Grund von sich aus eine Polizeieskorte zu bestellen.

Versucht dann vor 15 Uhr an die Grenze zu kommen, reist aus Iran aus und übernachtet dann IM Grenzhof. Das geht und ist nötig, da die pakistanische Grenze schon sehr früh zu macht und kaum in einem Tag von Bam aus zu passieren ist. Ausserdem sollte man unbedingt von der Grenze aus morgens ganz früh losfahren können, damit man Dalbandin noch am Tag erreicht.

 

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Published: Wednesday, 08 December 2010 10:32

1001 Picknick Teufelchen

Wer hätte das gedacht, im Iran gibt es also eine Hardcore-Picknick-Szene :-) Picknickbugs

Die Iraner machen ihr Picknick überall....in grünen Parks in den Städten, auf Autobahnausfahrten, auf Wiesen direkt neben der Autobahn oder auf extra errichteten Picknickplätzen. (Alles nur für die Szene)

Was für andere Strandhotels am Meer sind, sind für Iraner Picknickplätze an Flüssen, in Pärken oder am Meer. In Richtung Caspisches Meer stehen so „Picknickresorts“ dicht gedrängt nebeneinander und buhlen um die Picknicktouristen. Diese Picknickresorts haben extra hergerichtete Plätze mit Picknickplateaus. Diese Plateaus sind oft gedeckt und sind für unsere Augen sehr merkwürdige Konstruktionen. Oft sehen diese Picknickplateaus (welche man mietet) aus wie aus Holz, doch in Wahrheit sind das Betonkonstruktionen....sehr merkwürdig.

Nach einer eher ungemütlichen Nacht am Strassenrand sind wir dann am Caspischen Meer mal in so einen Natur-Picknick-Park reingefahren um uns ein „z’morge picknick“ zu gönnen.... genau....reingefahren....wer will den schon laufen :-)  Da führt eine ganze Strasse durch den wirklich schönen Wald mit grünen Wiesen und eben diesen Picknickplateaus. Richtig dekadent aber super für uns Overlander-füddlis :-)

Der Eintritt wurde uns natürlich wieder geschenkt.....Herzlichen Dank!

Wie wir es verstehen, picknickt der Iraner überall gern...überall wo er hinfahren kann :-) Das ist doch einfach super sympatisch....wer also gerne Picknickt, der sollte unbedingt mal in das Land der unbegrenzten Picknickmöglichkeiten „Iran“ fahren :-)

Es gibt übrigens auch eine Anti-Picknick-Szene, welche wie wir es herausgehört haben, die Picknicker natürlich einwenig doof findet.....chchchch......

Sorry....ich muss jetzt leider weiter, mein nächstes Picknick warten schon auf mich.......

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Published: Wednesday, 08 December 2010 05:58

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