China – Das Land der Überraschungen

Eigentlich würde es sich anbieten diesen Bericht mit einigen Vorurteilen über China zu beginnen, so wie ich das beim Iran getan habe. Aber wir alle kennen die Bilder die wir von China haben also lass ich das diesmal einfach :). Es ist wie immer nicht einfach gut oder schlecht und wie bisher in jedem Land gibt es einen Unterschied zwischen Chinesen und China oder Iranern und Iran. Zu Beginn möchte ich aber sagen, dass wir nur den westlichen Teil Chinas, westlich von Xining, bereist haben. Das ist der bevölkerungsärmere und weniger entwickelte Teil Chinas.

Es ist nicht zu leugnen, dass China Tibet gegen seinen Willen besetzt hat, auch nicht, dass es vor über 100 Jahren das Gleiche mit „Turkistan“ der heutigen chinesischen Provinz Xingyang der Heimat der Uiguren gemacht hat. Allerdings muss man fairerweise auch sagen, dass dies alles vor mindestens 60 Jahren und mehr passiert ist. Das macht es natürlich nicht besser, aber im Internationalen Vergleich schneidet dann China nicht mal mehr so schlecht ab, denn Israel wurde im ähnlichen Zeitrahmen im Gebiet der Palästinenser gegründet und England kämpfte noch hart darum, dass Indien ihre Kolonie blieb. Vom heutigen China hören wir, dass es die freie Meinungsäusserung unterdrückt, das Internet zensiert, friedliche Demonstrationen gewaltsam niederschlägt und die Umwelt verpesstet. Bei unserer Reise habe ich aber festgestellt, dass China viel mehr ist als das und noch ganz andere Seiten hat.

Es stimmt, China ist radikal wenn es darum geht die innere Stabilität, die Stabilität der Regierung zu wahren und die Art wie es anscheinend dabei vorgeht ist aus unserer Sicht nicht richtig. China ist politisch ein krasser Gegensatz zu der Schweiz, in der Schweiz wird jede Entscheidung ewig beredet und zerredet und am Schluss wird ein Kompromiss gemacht der allen gerecht werden soll und dafür das Problem nur halb löst und oft nichts wirklich so sehr zum besseren gewendet wie man könnte; aus Rücksicht auf jeden einzelnen. Jeder redet mit, jeder kann bremsen und selbst eine einzelne Person kann ein Multimillionen Projekt aufhalten. In China wird nicht lange gefackelt und weit voraus gedacht. Entscheidungen werden schnell gefällt und Projekte radikal durchgezogen. Da werden Strassen und Zuglinien einfach aus dem Boden gestampft ohne, dass viel diskutiert wird. Das Wohl der Einzelnen ist dabei nicht wichtig sondern nur das Wohl von allen. Es werden auch mal zum Wohl von 100 Millionen Menschen 1 Million Menschen umgesiedelt. Passend zur chinesischen Kultur, denn in China versteht sich das Individuum als Teil einer Familie und nicht als Einzelkämpfer wie wir. Individualismus hat in China keinen Platz, denn diese Kultur ist, schon immer, kollektiv, es soll allen gut gehen, gleich gut, Extrawürste gibt es nicht und so wird regiert. Wer aus der Reihe tanzt kriegt aufs Dach und nicht zu wenig.

Was bedeutetet denn das für Minderheiten in China? Man könnte natürlich denken Tibeter oder Uiguren werden in China wo es geht sabotiert und wenn möglich bald möglichst vertrieben oder ausgerottet. In Wahrheit ist es aber so, dass China diese Minderheiten tatkräftig unterstützt solange und vielleicht auch damit sie sich fügen. Zum Beispiel dürfen Chinesen (bekannterweise) nur ein Kind haben, Uiguren und Tibeter in China aber drei. Chinesen zahlen für die Schule, Tibeter und Uiguren nicht. (Anscheinend sei aber die Qualität der Schulen schlechter). Zudem hat China die Uiguren in der Verschriftlichung ihrer Sprache unterstützt und dafür gesorgt, dass Chinesen und Uiguren in schulischen Einrichtungen die Sprache studieren können und somit einen wichtigen Grundstein für die Erhaltung der uigurischen Kultur gelegt. Uiguren leben ihren Islam und Tibeter ihren Buddhismus in Frieden und aller Öffentlichkeit aus, China hindert sie nicht daran, obwohl es als Staat Religion ablehnt.

Im Iran und der Türkei war auffällig, dass die Regierung sich um grenznahe Regionen in welchen Minderheiten leben (in der Schweiz wäre das z.B. das Tessin) weniger kümmert. Nicht so in China. China investiert ungeheure Mengen an Geld darin in den hintersten Winkel des Landes bis an die Grenzen von Kirgistan und Nepal moderne Infrastruktur und super Strassen zu bringen. China schreibt Strassenschilder auf Chinesisch, der lokalen Sprache also Uigurisch oder Tibetisch und oft auch in Englisch an. Also nichts mit Ausgrenzung oder Isolation.

Aufforstung in TibetUnd andere Vorurteile? Umweltverpesster? In keinem Land unserer Reise haben wir so viele Aufforstungsprojekte gesehen wie in China. Quadratkilometerweise werden hier in der Halbwüste und im tibetischen Hochplatteau Bäume gepflanzt. Doch nicht nur das: gewaltige Windradfarmen in der Wüste liefern Strom, Strassenlaternen und Handymasten werden mit Solarzellen betrieben und in den Städten wird der Abfall getrennt gesammelt und wo es geht recycled. Die Schweiz wirkte da auf mich in einigen Bereichen fast altmodisch. Klingt doch alles ganz toll, oder?

Klar, aber es gibt natürlich auch wieder eine Kehrseite der Medallie. Zum Beispiel Tibet. „Free Tibet?“. China hat mit dem Schaffen der guten Infrastruktur in Tibet natürlich etwas erreicht, dass man mit keiner Armee der Welt schaffen konnte. Tibet ist nicht mehr Tibet, Lhasa ist nicht mehr Lhasa, Der Potala-Palast des Dalai Lama ist nicht mehr der Potala-Palast. Was ist es dann? Kurz: Tibet ist China, Lhasa ist eine chinesische Stadt und der Potala-Palast ist eine Touristenattraktion. Potala Palast & Chinese ShopsMan muss meiner Meinung nach schon ein Romantiker sein um darüber hinweg zu schauen, dass in Tibets Städten und Klöster nur wenig von der Mystik und Romantik aus Büchern wie „Sieben Jahre in Tibet“ zu finden ist. Die chinesische Regierung hat von traditionellen tibetischen Bauten nur stehen lassen, was für Touristen attraktiv ist, ansonsten sieht man fast überall nur China. Man könnte fast meinen Tibet kann sich nicht mehr befreien, denn es existiert nicht mehr. Es ist aber zum Glück nicht ganz so, denn die Tibeter haben eine stolze und starke Kultur an der sie festhalten. Die Menschen leben weiter und sie dürfen ihre Kultur leben und behalten.

Ich weiss nicht was sich die Tibeter vorstellen, aber selbst wenn China „ginge“ wäre dort noch China, denn in Tibet leben jetzt sehr viele Chinesen und die Infrastruktur von der Kanalisation bis zum Stromnetz ist komplett chinesisch. In den Städten verlieben sich Chinesen in Tibeter und das normale Leben wird wichtiger, als politische Zerwürfnisse. Für mich war es aber traurig zu sehen was mit Tibet passiert ist, auf welche Art sie heute Tibet „erobern“. Unser tibetischer Guide hat am Rande mal erwähnt was jetzt die Hoffnung der Tibeter ist und wie sie vorgehen wollen. Nämlich zu akzeptieren, dass sie im Moment nichts an der Situation ändern können und ihre Energie nicht in den Widerstand gegen China, sondern in die Erhaltung ihrer Kultur und die Mitbestimmung in China zu stecken, denn diese Möglichkeiten bestehen.

Im uigurischen China ist das alles schon viel länger her und deshalb nicht so intensiv ersichtlich, doch die Strategie ist ähnlich. Aber was wir sahen, ganz besonders im Vergleich mit Nepal oder Indien, und unser uigurischer Guide uns gesagt hat: Den Menschen in China, Uiguren und Tibet geht es grundsätzlich gut. Armut gibt es nicht in der Form wie in Indien und grundsätzlich kamm man alles erreichen kann was er will, wenn er hart dafür arbeitet. Wie bei uns eigentlich, und eben, viel besser als zum Beispiel in Indien oder Nepal.

Probleme? Unterdrückung? Wer nicht spurt wie China will, wird unterdrückt, das soll so sein, aber China gibt den Menschen im Moment auch sehr viel um ein wirklich gutes Leben zu führen. Meiner Beobachtung nach entstehen viele Probleme der Minderheiten in China eigentlich durch die Menschen selbst aber gesetzlich gesehen scheint China sich grosse Mühe zu geben Minderheiten zu stärken. Probleme entstehen durch „Wir – und – Ihr“ Denken von Uiguren, Tibetern und Chinesen, die sich den gleichen Lebensraum teilen. Uiguren die keine Chinesen einstellen, Chinesische Beamte die Uiguren benachteiligen und umgekehrt und so weiter. Wenn man es so anschaut, dann haben sie ähnliche Probleme wie wir in Europa, denn auch uns bereitet das Zusammentreffen von fremden Völkergruppen Probleme.

Ich finde die Erhaltung der eigenen Kultur lobenswert und wenn es um positive Dinge geht auch gut und erstrebenswert, aber ich persönlich glaube auch, dass Chinesen, Uiguren, Moslems, Christen, Schweizer und alle anderen einsehen müssen, dass die Zeiten des „Wir und Ihr“ vorbei sein könnten. Die Frage die sich alle stellen müssen, ist ob es nicht am besten ist wenn sich Hautfarben, Augenformen, Kulturen und Religionen auflösen und ihre besten Eigenschaften sich vermischen. Wir müssen alle von einander Lernen und wie die Zukunft aussehen könnte macht Europa vor: Länder die sich von 60 Jahren noch auf den Tod bekämpft haben sind in einer Union geeint, die Grenzen sind offen. Klar, es gibt noch Probleme, gerade jetzt, doch das ist doch nur natürlich und ich hoffe, dass sich alles einpendelt und Europa nur der erste Schritt ist zu einer Welt ohne Grenzen. Je mehr sich die Lebensstandarts einander angleichen, desto mehr wird das auch möglich, denn was ich in China gesehen habe ist, dass wenn es den Menschen grundsätzlich gut geht, dann fallen die Schranken und Tibeter heiraten Chinesen und Moslems heiraten Atheisten und deren Kinder tragen das Beste der beiden Kulturen oder Religionen in sich. Tibet wurde von China besetzt, doch vielleicht ist das in 100 Jahren gar nicht mehr relevant, weil dann sowieso alle asisatischen Länder zur ASIU zusammengeschlossen sind. Wer weiss?

ChinaSo viel politisches und kulturelles gequasel. Und das Land? Ja das Land. Seufz. Fantastisch! Wunderschön, umwerfend, atemberaubend, faszinierend, unglaublich, vielseitig, unvergesslich, landschaftlich das schönste Land unserer Reise. Wir dachten der Iran wäre nicht zu schlagen, aber China hat es geschafft. Es ist eigentlich unbeschreiblich, was wir gesehen haben kann kein Atlas und keine Bilderserie wiedergeben. Von 5300 Meter hohen Pässen und -10 Grad auf dem tibetanischen Hochplatteau bin auf -100 Meter in Turfan und Temperaturen über 40 Grad und das alles innerhalb von vier Wochen. Wüsten eingegrenzt von schneebedeckten Bergketten mit 5000ern die im Atlas nicht mal einen Namen haben obwohl sie fast so gross wie die Alpen sind. 200 km Sanddünen in vollendeter Perfektion in alle Richtungen in der Taklamakan, sanfte, hügelige Graslandschaften mit 1000en von wolligen, knuffligen Yaks und Schafen grenzen an einen Süsswassersee mit der Grösse der Schweiz. Burning mountains ChinaZerklüftete rote Cannyons, Sandsteingebirge in Farben und Formen wie im Bilderbuch, grüne Städte und topmoderne Metropolen mitten in der Wüste. Einfach unbeschreiblich. Ganz besonders vielseitig und erwähnenswert war eigentlich die Fahrt hinunter vom tibetschischen Hochplatteau (meistens auf über 4300 Meter) bis zur Stadt Xining auf knapp 1000 Meter und von da bis zum Endpunkt der grossen Mauer von China vor welcher wir mit dem Auto direkt stehen konnten. Die Vielfalt an Landschaft war schlicht unfassbar für mich.

Taklamakan ChinaGekrönt wurde alles dann aber doch noch von der Takla Makan wo wir uns auf Sanddünen austoben konnten. Etwas vom leblosesten, dass die Natur zu bieten hat doch die Natur formt es in vollendeter Schönheit. Die Formen der Dünen, die Kurven, die Grate, unsere Spuren im Sand welche vom Wind inner Kürze wieder verweht werden und der natürlichen Schönheit ihren Raum wieder geben. Für mich war es zum ersten mal Wüste und etwas vom schönsten, dass ich in meinem ganzen Leben gesehen habe.

China hat mich nicht zum letzten mal gesehen. Das Reisen mit dem eigenen Fahrzeug war teuer, denn die Einreise kostet einiges und die obligatorischen Guides (in unserem Fall meistens nett) kostet auch, aber es war jeden Franken wert. Diese Ecke von China ist als normal Tourist kaum zu bereisen, mit dem eigenen Auto aber schlicht weg genial. Kaum Verkehr, super Strassen überall, Campen kann man wo man will an wunderschönen Plätzen von welchen es so viele hat, dass wir die Besten nicht mal erwähnen, weil sowieso jeder ganz einfach tolle Plätze findet.

Ansonsten gibt es allerlei interessante Details über unseren Aufenthalt in China. Die Strassen sind wie gesagt allesamt in super Zustand und die Leute halten sich mehr oder weniger an die Regeln. Insgesamt ist der Lebensstandart der Menschen relativ nahe an mittlerem europäischen Niveau, ebenbürtig oder teilweise sogar darüber.

China cityDie Städte, die wir gesehen haben waren alle auffällig grün, sauber und vermittelten ein Gefühl von Platz und Weite. Die Atmosphäre war durchwegs angenehm, offen und Abends waren viele Menschen auf den Strassen und grossen Plätzen und genossen friedlich das Stadtleben. Auf mich machten die Städte einen ausserordentlich lebenswerten Eindruck, denn überall hat es Bäume und auch grüne Parks manchmal sogar mit künstlichen Seen, was alles zwar sehr künstlich und rausgeputzt aber doch angenehm wirkt. Ich bin gar kein Stadtmensch, aber in den Städten die wir gesehen haben könnte ich es aushalten. Dabei war voll beeindruckend, dass man oft hunderte Kilometer durch die Halbwüste fuhr und dann kam wieder eine knutschgrüne Stadt, wie immer umringt von einem grünen Gürtel aus Bäumen und Feldern. Erstaunlich waren auch die vielen Elektromotorräder in den Städten, so etwas ist bei uns selten oder gar nicht erst zugelassen. In Chinas Städten sausen dauernd die Leute auf Elektrorollern in allen Farben und Formen an einem vorbei was super für die Luft ist.

Besonders lustig waren übrigens unsere Supermarktbesuche bei denen wir immer von mindestens 5 Verkäufern auf Schritt und Tritt verfolgt wurden. Sie wollten uns ja nur helfen, redeten auf Chinesisch auf uns ein und konnten gar nicht verstehen wie wir Europäer nur in ihrem Supermarkt auftauchen konnten. Endlich konnte ich mal sagen „das ist alles nur chinesisch für mich“ und das habe ich dann auch getan, auf Schweizerdeutsch versteht sich, denn Englisch kann da kaum jemand. Die Supermärkte sind überraschend ähnlich in den Preisen wie Europa. Schon günstiger, aber nicht viel. Insgesamt fanden wir übrigens die Chinesen sehr nett und lustig. Die Tibeter ebenfalls, wobei Tibetische Bettlerinnen eine Erwähnung verdienen weil die immer sehr unhöfflich (sie strecken die Zunge raus) reagierten wenn wir nichts gaben. Die Uiguren waren auch nett, gafften aber immer sehr aufdringlich wenn sie uns sahen und fahren nicht sehr rücksichtsvoll Auto. Nie hat uns jemand versucht zu bescheissen, das war echt wieder mal schön. Ach ja! Das chinesische Essen hat es mir sehr angetan, absolut lecker und vielseitig, auch gesund sogar.

Total unlogisch waren die Preise von Elektronikartikeln: Markenelektronik ist gleich teuer wie bei uns und die billig-China-Elektronik von Ebay findet man eher selten. Fake-Produkte gibt es vor allem bei Handys, Autos und Kleidern, da aber in aller Dreistigkeit. Ich habe kein Ipodladekabel unter 13Fr gefunden, hätte aber für 70Fr eine ganze Waschmaschine kaufen können und für eine Kleiderwäsche in einem Hotel mussten wir 50Fr zahlen. Preise sind in China oft ein riesen Durcheinander. Solarzellen kosten hier übrigens die Hälfte bis zu einem Viertel der Preise in Europa. Da wundere ich mich wie das möglich ist, denn die Solarzelle, die ich in Europa gekauft habe kommt auch aus China und sonst schaffe ich es bei allen Produkten die aus China kommen auch in Europa nahe an den Chinapreis zu kommen. Wir haben jetzt noch zusätzliche 90W auf dem Dach für knapp 100Fr.

Plastikkamel China Great WallAuch erwähnenswert die unglaubliche Netzabdeckung von China Mobile ich hatte eigentlich immer Internet, selbst in der Wüste. Es gibt hier Head and Shoulders, Coca Cola und Grüntee Sprite aber keine Schokobrotaufstriche und keine Corn Flakes was ich nicht so toll fand 🙂 . Dafür konnten wir mit Postkarte, Maestro und Kreditkarte an fast allen Bankomaten Geld beziehen.

Ich hatte oft das Gefühl Chinesen stehen auf künstliches und sehen nicht wirklich den Unterschied zwischen „echt“ und „unecht“. In den Supermärkten werden Kekse einzeln verpackt verkauft, es gibt Gummi-drinks (teils auch echt lecker) ohne Ende und selbst das Gemüse ist alles in Plastik verpackt. In Kashgar wird die Altstadt abgerissen und ein Teil davon, anscheinend erdbebensicher, künstlich wieder neu gebaut, für die Touristen versteht sich. Die chinesische Mauer wurde in einem Abschnitt total renoviert und niedliche Plastikkamele sorgen für Seidenstrassenambiente. Bäume und Holzbauten um Touristenattraktionen sind nicht selten aus Beton das auf „echt Holz“ getrimmt ist. China sieht nicht ein was der Unterschied ist, wenn es am Ende doch (fast) gleich aussieht. In China redet übrigens auch alles künstlich mit einem. Bankomaten, Taschenrechner, rückwärtsfahrende Autos alles teilt sich mit Computerstimmen mit 🙂 .

Zur Zensur in China kann ich folgendes sagen. Innert 5 Minuten hatte ich über einen VPN-Server Zugriff auf Facebook und einen unzensierten Google.com. Google.ch ging sowieso ohne Einschränkungen und Wikipedia auf Deutsch ebenso. Wie schlimm ist diese Zensur wirklich? Ein Chinese der will kann sich jede Info beschaffen die er will, auch unentdeckt. Die Frage ist viel mehr, ob sie das wollen und tun. In Indien gibt es so eine Zensur nicht und doch wissen die meisten Menschen nicht, dass es einen Landweg von Europa nach Indien gibt und vom 2. Weltkrieg oder Hitler weiss auch kaum jemand etwas. Die Zensur ist schlecht, aber was ich viel schlimmer finde, ist dass die Menschen in Indien und auch China grundsätzlich extrem wenig über die Welt wissen, sie wissen nicht mal die unzensierten Sachen, also wozu sich darüber aufregen, dass es zensierte Inhalte gibt? In chinesischen Zeitungen wird berichtet, dass Gadaffi ein guter Kerl ist, klar China ist immer gegen Aufstände gegen die Regierung und somit auf deren Seite. Unsere Zeitungen berichten das Gegenteil. Wer hat recht? Wir wissen ja auch alles nur aus Zeitungen und was ich aus Zeitungen über China oder Iran gewusst habe war zwar nicht falsch, aber doch SEHR einseitig wie ich auf dieser Reise eben hautnah erfahre.

Bottom line: China war richtig toll. Ein tolles Land. Next Stop: Kirigistan! Und von nun an geht es nur noch westwärts und ich habe schon richtig Heimweh. Ich vermisse meine Familie, meine Freunde, meine alte Stelle in Jonen, meine Katze, Käse, Brot, Elmex und eine warme Dusche wann immer ich will. 🙂

Unten hat es auch noch Lindas Bericht ueber Tibet! 🙂

 

Als Info für alle Overlander die das mal machen wollen:

Unser Agent war Lun Wang (nature_lunwang@hotmail.com – 0086 13909923337) und der Beste unserer drei Guides war der chinesische „Rik“ Wang Yun Zhen. Er hat fast immer im Zelt geschlafen und so mussten wir mit den Autos nicht immer in Städte und auf Parkplätze sondern konnten fast immer an wunderschönen Stellen in der Natur campen. Die Einreiseformalitäten für ein Auto sind ca. 1000-1300 Dollar, inklusive Versicherung und allem drum und dran. Für jedes weitere Auto der Gruppe kommen noch ca. 300-500 Dollar dazu, als Gruppe kann man so die Kosten pro Auto dann senken. Der Guide kostet pro Tag ca. 100-150 Dollar je nach Grösse der Gruppe er muss sich mit dem Geld aber selbst verpflegen und seine Unterkunft selbst bezahlen. Lun Wang und Rik bekommen beide unsere volle Empfehlung.

Das Reisen in der Gruppe stellte sich aber für uns als sehr schwierig heraus. 5 Autos, 12 Personen und ebensoviele Meinungen. Städtebeschauer gegen Naturfreaks, Vegis gegen Fleischfresser, Schnellfahrer gegen Langsamfahrer, Frühaufstehen gegen Langschläfer, zuverlässige Autos und unzuverlässige Autos, Nichtssager gegen Rumschreier, Optimisten gegen Pessimisten, Durchfahrer gegen Photostopper und Selberkocher gegen Restaurantesser. Man könnte meinen vieles davon kommt aneinander vorbei, doch das ist leider nicht immer so und war in unserer Gruppe zu oft nicht so. Für mich war es sehr schwierig und die Gruppe hat meine schlechtesten Seiten zum Vorschein gebracht. Gegen den Schluss fühlte ich mich nicht mehr wohl und auch nicht willkommen. Wir reisten eigentlich mit ganz tollen Menschen, wirklich. Doch: nobody is perfect. Jeder hat Schwächen und jeder hat Interessen. Ich versuchte, dass nicht zu vergessen und gab mir Mühe nicht nachtragend zu sein und jeden so zu nehmen wie er ist so gut es ging. Es ist mir sicher nicht immer gelungen, doch gelernt habe ich dabei vieles.

Umgekehrt gab es in der Gruppe viele die von Anfang an und bei jeder Gelegenheit bekundet haben, dass sie kein Interesse an der Gruppe haben und diese für sie nur eine Last ist. Das hat in meinen Augen das ganze Gefüge von Anfang an zu sehr untergraben als das es hätte funktionieren können. Auch muss ich mir selber zuschreiben, dass ich mich als absolut unfähig erwiesen habe mit Pessimisten in der Gruppe umgehen zu können. Für mich als blauäuger war von Anfang an klar, dass wir nach China einreisen können, wir dort eine tolle Zeit haben werden und alles ohne grössere Probleme klappen wird, so wie unsere gesamte Reise bisher. Linda und ich haben während unserer ganzen Reise stets versucht positiv zu denken, positive Voraussichten zu haben und bei negativen Vorkommnissen trotzdem bescheiden und dankbar zu sein. Und plötzlich war ich in der Gruppe mit Menschen konfrontiert die dazu tendieren bei Problemen oder der Aussicht auf ein Problem den Teufel an die Wand zu malen und bei Unstimmigkeiten für meine Verhältnisse schnell zu resignieren und sich zu beschweren. Das hat mich fast zum Wahnsinn getrieben. Plötzlich mussten Fahrplanungen auf „Aber was ist wenn….“ aufgebaut werden. Es ist ja überhaupt nicht so, dass Linda und ich jedes beliebige Risiko blind eingegangen wären, aber welches „wenn aber“ in einer Entscheidung Gewicht erhält und ob die „Gefahr“ an einem Ort ein oder zwei Tage festzuhängen wirklich eine Gefahr ist bleibt im Auge des Betrachters und unterscheidet sich vom Optimist zum Pessimist gewaltig. So kam es dann auch vor, dass wir wegen eines „was ist wenn…“ (welches eigentlich nie eintraff) an schönen Orten nur kurz halten „konnten“ oder wir für etwas, für das wir gerne Zeit gehabt hätten keine Zeit hatten weil vorher andere bekommen haben was sie wollten. Und so ging es wahrscheinlich allen.

Etwa zur Halbzeit hat sich die Gruppe dann getrennt, wir und die anderen zwei Parteien die sich schon von Indien und Nepal her kannten blieben zusammen. Trotzdem blieb es schwierig. Eben, Individualisten, Europäer halt. Ich war nicht in der Lage damit um zu gehen. Vielleicht beim nächsten mal, oder wie unser tibetischer Guide sagen würde: Next Life! 😉