The Show Must Go On

Goa‘s Strände sind schon manchem zum Verhängnis geworden. Wie die „Sirenen“ verlocken sie Reisende zum kommen und nicht selten bleiben die Verführten länger als gedacht oder sogar für immer. Uns ist es aber zum Glück nicht so ergangen. Wir verbrachten „nur“ ca. 6 Wochen still und gut eingeparkt am Strand von Agonda, mehr als wir wollten zwar, aber es hat gut getan.

Während einer Woche sind wir kurz in Nord-Goa rumgedüst, nicht weil dort die Partys (nicht) sind, sondern weil unser Bus einen Service und ein paar Modifikationen erhalten sollte. Ausserdem wollten wir  André und Donat am Flughafen abholen, denn sie sind aus der Schweiz nach Goa geflogen und haben uns noch ein paar „Kleinigkeiten“ mitgebracht. Zu den Wörtern in Klammern und Anführungszeichen: Die Partys in Goa sind tatsächlich meistens „nicht“, denn eigentlich suchen in Goa alle immer nur Parties und wenn dann mal eine Party ist, dann ist sie meistens doch nicht oder nach wenigen Stunden vorbei womit die Suche wieder von vorne losgeht. Die „Kleinigkeiten“ waren in zwei riesige Koffer verpackt um die 30 Kilo schwer und beinhalteten eine Gasherd-Spüle-Kombination und eine Gasheizung. 🙂

Abgesehen von dem Treffen mit unseren zwei Freunden wurde das Unternehmen „Nord-Goa“ dann zu einer Farce. Wo soll ich anfangen? Bevor oder nach dem die indischen Mechaniker beim Versuch den Tank auszubeulen den Schwimmer und somit die Tankanzeige kaputt gemacht haben? Oder nein besser fange ich mit dem Tag bei Toyota an, an dem wir 7 Stunden gewartet haben um am Schluss nur einen Ölwechsel und schlechte News bekommen zu haben. Die Bremsklötze seien verbraucht und nicht lieferbar, der Tank könne nicht runtergenommen werden und Schrauben die für eine Reparatur gelöst werden sollen seien unlösbar verhockt. Zwar interessanter wären vielleicht die Auseinandersetzungen mit den Mechanikern wenn ich auf Qualität pochen musste, weil sie sonst nur Schrott abgeliefert hätten. Oder wollt ihr lieber was von dem Sonnenbrand hören den ich auf meinen Augen hatte, nachdem ich einen ganzen Tag in einer indischen Werkstatt ein neues Zubehör für unseren Bus geschweisst habe? Abgerundet habe ich dann die Woche übrigens mit einer Lebensmittelvergiftung. Letztere hatte ich dann aber erst in Agonda, denn nach Agonda hatten wir uns dann wieder zurückgeflüchtet. Das war auch so geplant, schliesslich mussten wir unsere „Kleinigkeiten“ auch noch einbauen. In Agonda ging das am „angenehmsten“. Ach ja, eine Woche später hatte ich noch eine Grippe und Linda gleich dazu…

Doch lassen wir das doch alles, denn so unerwartet wie das klingen mag so war es doch: Das alles hat gut getan. Denn es hat mich, teils schmerzlich, daran erinnert, dass nicht immer alles so rund gehen muss wie es bei mir im letzten Jahr und auf der Reise bisher gelaufen ist. Nicht, dass ich mich über das bisschen Pech freue oder nicht dankbar für das war, was ich hatte, aber solche Sachen nehme ich gerne als Anlass dem Leben gegenüber noch demütiger und dankbarer zu sein.

Leicht gesagt und getan, denn das alles war ja auch nicht wirklich schlimm. Meine Augen waren ruckzuck wieder ok, mein Magen auch, die Grippe dauerte nur zwei Tage und die fehlenden Teile haben wir ebenso ruckzuck aus der Schweiz zugeschickt gekriegt. Fabio und Walter Reichenbach haben ganze Arbeit getan und sind sozusagen unser „Boxenteam“ und mechanisches Rückgrat in der Schweiz. Danke!

Bei unserem zweiten Besuch bei Toyota gelang dann fast alles und die Tankanzeige haben sie dann beim dritten Besuch schliesslich doch auch repariert. Die Toyota-Mechs waren auch die einzig wirklich professionellen, die wir hier bisher getroffen haben, wir hätten von Anfang an niemand sonst an unseren Tank lassen sollen. Die grossen Toyota und Honda Garagen in Indien scheinen auch zu den einzigen wirklich modernen Garagen in Indien zu gehören. Leute, ich wusste echt nicht was wir an den Automechen in der Schweiz haben! Die verstehen was von Autos! Seit Iran ist das mehr Voraussetzung, die meisten „Mechen“ sind nicht besser als ich selbst und probieren einfach aus.

IMG_0102Wir waren in unserer letzten Agondawoche nicht untätig (endlich mal) und unser Bus hat jetzt Reling, einen Gepäckträger hinten, einen Gasherd und eine Spüle (und somit fliessendes Wasser) und eine „Versorgungsklappe“ hinten rechts für eine Aussendusche die wir einfach „einklinken“ können. Das war „Komfort“ den wir vermisst hatten und wir uns zum Glück aus der Schweiz nachfliegen lassen konnten. Unsere Gepäckbox, die wir ja seit Amritsar haben konnten wir noch lackieren lassen. Ausserdem haben wir unsere Gasheizung nun doch dabei, die fehlte uns ja sehr im November und Dezember im Iran und der Türkei.IMG_0104

Aber moment mal! Gasheizung? Hmm… Wozu denn das jetzt? Wenn der Sommer doch kommt und wir hier bei 35 Grad rumfaulen brauchen wir doch keine Gasheizung, oder? Natürlich nicht, aber, wenn wir doch nun an einen Ort fahren würden wo es kalt wäre, dann bräuchten wir doch die Heizung wieder, oder etwa nicht? Doch wohin könnte das sein? Darüber haben wir uns natürlich in Agonda einige Gedanken gemacht. The Show Must Go On! Doch WO?

Von Indien fahren wir nach Nepal, das ist bekannt und dann? Die Frage war bis vor kurzem noch offen.

Jetzt nicht mehr, die Fäden sind gezogen, der Motor warm, die neuen Karten im Navi und die Sauerstoffmaske auf der Einkaufsliste. Genau, Sauerstoffmaske, denn um quer durch den Himalaya, Tibet und China zu fahren kann eine solche benötigt werden 🙂

Das ist unser Plan. Von Nepal aus quer durch den Himalaya, vorbei am Mount Everest über eine Handvoll 5000er Pässe mitten durch Tibet nach China, immer nordwärts bis hoch zur Mongolei, dann links abbiegen und endlich zurück nach Westen in Richtung Kirgistan. Wir freuen uns mächtig und diese Heimfahrtsroute fühlt sich für uns richtig an. Ende April gehts los. In einem Konvoi von 5 Fahrzeugen um Kosten zu sparen, denn auf der 24 tägigen Reise muss zu jedem Zeitpunkt ein chinesischer Guide mit uns fahren und bezahlt werden. Das mit der Sauerstoffmaske ist natürlich ein wenig übertrieben, denn die Autos müssen ja auch noch laufen. Bei 5000 Meter kann es aber schon Höhenkrankheit geben und wir haben das zu berücksichtigen.

Wie meistens sind in der Gleichung aber auch Unbekannte… bzw. eine Unbekannte, welche eigentlich gar nicht so Unbekannt ist, sondern vor allem Unbekanntes tut. Stimmt eigentlich auch nicht, eigentlich muss ich zugeben, dass die Unbekannte die nicht unbekannt ist auch nichts Unbekanntes tut. Sie tut es lediglich zu unbekannten Zeitpunkten. Die Rede ist von China und der Passierbarkeit der Grenzen zu Tibet. Unsere Agentur sagt wir können Ende April nach Tibet einreisen, doch es gibt Gerüchte, dass China dann doch wieder mal die Grenzen dicht macht. Mal sehen! Erst müssen wir ja sowieso noch nach Nepal fahren! 🙂