Uzbekistan go go Turkmenistan

Besser spät als nie… hüstel.. ein weiterer Reisebericht 😉

Usbekistan hat nach Kirgisistan wirklich einen schweren Stand bei uns gehabt. Wir haben nämlich herausgefunden, dass wir reisemüde waren und eigentlich nur noch ans Meer zum chillen wollten.
Und wenn man von Kirgisistan nach Usbekistan fährt, ist das ein wenig so, wie wenn man von der bergigen Schweiz ins flache Deutschland fährt. Es ist schon auch schön, aber halt eben flacher. Bitte liebe Freunde aus Deutschland, nehmt uns das nicht übel…..wir stehen einfach nur auf Berglandschaften ☺

Unsere erste Mission in Usbekistan war es, das Turkmenistan Transit Visa zu beantragen. Dazu mussten wir nach Tashkent und wussten bereits, dass wir aller Wahrscheinlichkeit nach mindesten 2 Wochen auf das Visum warten werden mussten. So sind wir also nach ein paar hundert Kilometern, einem Platten und ein paar Strassensperren direkt nach Tashkent gefahren.

Apropos Strassensperren. Usbekistan ist ein Polizeistaat wie er im Bilderbuch steht. Ohne zu übertreiben steht in Tashkent alle 100 Meter irgendwo ein Polizist und wir wurden täglich mindestens zwei bis drei Mal kontrolliert. Ach, ja und da ist noch diese Sache mit der ominösen Touristenregistrierung. Anscheinend muss sich jeder Tourist an jedem Ort an dem er ist immer registrieren lassen. Also reist man nach Tashkent: Registrieren, dann weiter nach Bukhara: Registrieren, und so weiter an jedem Ort. Totale Kontrolle. Anscheinend! So steht es im Lonely Planet, doch im Internet findet man widersprüchliche Informationen. Erst ab drei Tagen an einem Ort, oder gar nicht? Wir entschlossen uns dazu nur zu tun was man uns sagt. An der Grenze zu Usbekistan (sehr freundlich übrigens bei Osh) wurde uns nichts von Registrationen gesagt, also richteten wir uns danach. Alles lief glatt soweit, in keiner der zahlreichen Kontrollen wollte jemand wissen, ob wir registriert sind. Als wir aber vor der Turkmenischen Botschaft auf zwei Traveller stiessen, wurden wir ein wenig verunsichert (Raphi eigentlich kaum). Die beiden schoben einen schrägen Registrierungsfilm und erzählten uns allerlei Geschichten von Leuten die wegen fehlender Registrierung hohe Strafen zahlen mussten und sogar eingesperrt wurden. Die Polizei in der U-Bahn haben sie selbst anscheinend bestechen müssen. Die haben uns gesagt: „Fahrt ja nie U-Bahn!“. Wir erklärten Ihnen, dass wir keine Registrierungen machen und auch schon kontrolliert worden seien und keine Probleme hatten. Sie warnten uns und sagten: „Was? Ihr seid nicht registriert? Also ihr seit schon echt mutig, wenn ihr euch nicht registrieren lässt.“ Kurz waren wir unsicher, doch wir zucken mit den Schultern und machten weiter wie bisher. Auch weiterhin wurden wir täglich irgendwo kontrolliert und als wir ein oder zwei Mal nach Registrierung gefragt wurden (die muss man anscheinend im Hotel machen) sagten wir, wir seien nie in Hotels und bleiben überall nur einen oder zwei Tage, also können wir uns auch nicht registrieren. Das wurde akzeptiert.
Die Polizei war zu uns auch immer sehr nett :-). Auch bei der Ausreise nach Turkmenistan wurden (ungleich zu Kasachstan) keine Registrierungszettel von uns verlangt.

Jetzt aber zurück zum Visum. Um die türkmenische Botschaft in Tashkent ranken sich Geschichten und Mythen wie um den Olymp. Korrupt soll es dort sein, Visen nur willkürlich, mache Visen kommen nach 3 Tagen andere nach 3 Wochen und dann ist da noch die geheimnissvolle Warteliste! Alles hat etwas wahres, auch die Geschichten um die Botschaft. Um überhaupt in die Botschaft reinzukommen, muss man sich tatsächlich so früh wie möglich in eine inoffizielle, offizielle Liste eintragen die bereits sehr früh morgens beim Eingang der Botschaft, mit einem Stein beschwert, aufliegt. Je früher man dort ist, desto besser, denn meistens schaffen es nur die ersten 10 Namen auf der Liste überhaupt in die Botschaft. So früh als möglich, nun gut, wir stellten uns also am Vorabend mit unserem Bus direkt in die Strasse hinter der Botschaft und fingen um 22.00 Uhr an sporadisch beim Eingang der Botschaft vorbei zu schauen. ca. um 23.00 Uhr erschien (in einem Lichtblitz natürlich) dann auch vor unseren Augen aus dem Nichts die Liste! Wirklich so ist es geschehen! 😉 Wir schrieben uns dann (es hatte zwei Kolonnen) in beide Kolonnen als viertes ein. Am Morgen darauf standen wir um 9.00 Uhr vor der Botschaft und nach einer Stunde waren wir drin. Gegenüber vielen anderen Aussagen fanden wir die Menschen auf der türkmenischen Botschaft sehr nett. Uns wurde bei der Beantragung gesagt, es gäbe keine Expressvisa mehr und wir sollten nach 15 Tagen wieder kommen.

Um uns die Zeit zu vertreiben, sind wir 2 Wochen an schönen Plätzen mit unserem Bus rumgestanden und konnten es kaum erwarten unser Visum abzuholen und endlich weiterzufahren. Empfehlen können wir den Stausee nord-östlich von Tashkent und einen Badesee etwa eine Stunde südlich von Tashkent. Da haben wir jeweils schöne und ruhige Plätze gefunden. Es war aber im Vergleich zu Kirgisistan sehr schwierig. Auch wenn wir manchmal eine kleine Abfahrt von der Strasse fanden, standen wir dann zum Schluss vor einem geschlossenen Zaun. Die Kontrolle ist in Usbekistan stark zu spüren. Wir haben dann angefangen dort zu stehen wo auch andere Autos gestanden sind, das ging meistens. Abgesehen von der Kontrolle sind die Menschen in Usbekistan aber wie überall herzensfreundlich und hilfsbereit. Wir haben es geliebt uns in Märkten zu verlieren (so wie Lonely Planet sagen würde), frisches Obst, Gemüse und komische Fladenbrote einzukaufen.

Nach 14 Tagen trauten wir uns dann aber wieder zur Botschaft um unser Visum abzuholen. Wieder die Geschichte mit der Liste, diesmal erschien aber auch im 24.00 Uhr noch keine Liste. Also begannen wir einfach eine eigene, mit uns an erster Stelle. Am Morgen war unsere Liste weg und eine neue Liste da, wieder mit den vier Namen vor uns, doch unsere Namen wurden freundlicherweise (wieder an vierter Stelle) eingetragen. Diesmal warteten wir länger bis wir hinein konnten. Es war richtig hart in der prallen Sonne und vor lauter Nervosität hatten wir beide kaum geschlafen. Voller Freude stellten wir fest, das unser Visum schon da war und eigentlich auch schon nach 10 Tagen fertig gewesen wäre. Jetzt konnte uns nichts mehr halten und wir fuhren direkt nach Samarkand und über Bukara an die Grenze.

Samarkand und vor allem Bukara sind Städte wie aus 1001 Nacht. Die Altstadt und die Moscheen in Bukara erinnern wirklich stark an orientalische Märchen. Obwohl wir es kaum erwarten konnten über die Grenze zu kommen, haben wir diese letzten Eindrücke geniessen können.

Die Turkmenische Grenze war relativ easy. Es gibt zwar etwas Papierkram zu erledigen, aber der wird ganz freundlich von den Beamten übernommen. Die Einreise mit dem Fahrzeug kostete uns ca. 130 Dollar (für Reisebusse, für Lastwagen mehr). Aber schön legal ohne irgendwelche Schlepper oder dubiose Kostenaufstellungen. Wir konnten sogar unsere Transitroute an der Grenze so abändern lassen, dass wir über Ashgabat in den Iran einreisen konnten. Leider haben wir die ausgestellten Papiere nicht kontrolliert und so ist es uns entgangen, dass wir dort als Reisebus vermerkt wurden, obwohl wir (unter 3.5 Tonnen) ein Auto gewesen wären. Das hätte dann nur 20-50 Dollar gekostet. Gemerkt haben wir das dann bei der Brücke in die erste Stadt. Die wollten doch tatsächlich 50 Dollar von uns um eine Brücke zu überqueren welche eigentlich nur aus zusammengebastelten Flossen bestand. Bei uns würden nicht mal Fussgänger über die Brücke gehen.

Da in Turkmenistan alles sehr ernst genommen wird, es keine Ausnahmen gibt und lange diskutieren auch nichts nützte, sind wir wieder zurück an die Grenze gefahren um unseren Bus als Auto umschreiben zu lassen. Wir mussten warten bis die Mittagspause um war und da der Chef dort nach der Pause noch ziemlich betrunken war, haben wir unser neues Kreuz am richtigen Ort problemlos erhalten 🙂 Die Brückenüberfahrt hat uns danach nur noch 10 Dollar gekostet. Zwei Tagesbudgets eingespart prima 🙂 Die 130 Dollar waren aber weg.

Die Turkmenische Regierung möchte eigentlich keine Touristen im Land und das haben wir auch an den meisten Strassensperren oder Polizeikontrollen zu spüren bekommen. Die Polizei ist da etwas mufflig drauf und im Gegensatz zu allen anderen Ländern die wir bereist haben eher unfreundlich.
Unsere östliche Route durch Turkmenistan fanden wir etwas öde. Die Landschaft hat uns nicht besonders vom Hocker gehauen. Deshalb sind wir den ganzen Tag durchgefahren. Wir empfehlen die westliche Nord-süd-Route durch Türkmenistan. Spät am Abend haben wir uns etwas abseits der Strasse in ein Feld gestellt.

Und prompt klopft es in der Nacht wieder an unseren Bus. Wir dachten, ach nein, nicht schon wieder! Das ist ja wie in Indien! Der Typ hat unseren Bus von allen Seiten abgeklopft. Wir im Halbschlaf. Echt nervig. Raphi hat dann wieder mal den gebracht. „Wir sind Touristen, wir schlafen hier, wir fahren morgen weiter, wir verstehen kein türkmenisch……..“ Dann liessen sie uns plötzlich in Ruhe. Irgendwie waren das Bauern, die dort ihren Traktor (Oder was war das?) abstellen wollten und das haben die dann auch gemacht, einfach neben uns, dachten wir……
Doch als wir dann am Morgen aufgewacht sind, staunten wir nicht schlecht. Die haben in der Nacht einen Sattelschlepper vollgepackt mit hunderten von Bienenstöcken neben uns geparkt und zig Bienenstöcke davon abgeladen und aufgebaut. Draussen wuselten wir wissen nicht wie viele Bienen um unseren Bus herum 🙂
Und wir dachten der Bauer sei nervig, dabei standen wir anscheinend auf dem „Mobilen-Bienenstock“ Parkplatz! Die Bienenzüchter hatten sicher auch nicht schlecht gestaunt, als sie unseren komischen Bus in der Nacht dort vorgefunden haben.

Wir hatten sowieso nur ein 5 Tage Visum und fühlten uns nicht sonderlich Willkommen in Türkmenistan, also haben wir unseren Aufenthalt in Turkmenistan ziemlich kurz gemacht. Wir sind direkt nach Ashgabat gefahren um uns die MARMORstadt von Türkmenbashy anzusehen.
Kein Scheiss… die meisten Gebäude und Gehwege sind dort aus Marmor. So was haben wir noch nie gesehen. Herausgeputzte Städte kannten wir schon (besonders von Usbekistan und China), aber das hat wohl alles geschlagen. Wir stellen uns nur noch Dubai krasser vor. So pompös, schick und sauber und doch wirkte, zumal der Stadtteil in dem wir uns bewegten, seelenlos.

Turkmenbashy, den Führer der Türkmenen (RIP) finden wir im übrigen sehr lustig. Der lustigste Diktator aller Zeiten ohne Zweifel. Dieser Typ hatte dermassen einen an der Waffel, es ist nur noch zum Todlachen. Er hat in seiner Selbstverliebtheit einen wahnsinnigen Personenkult um sich aufgebaut der Seinesgleichen sucht. Nur so mal kurz zusammengefasst, zu den hunderten goldenen Statuen (eine davon dreht sich immer zur Sonne) und Bildern seiner Wenigkeit, die alle Städte „schmücken“ kommen diverse andere lustige Geschichten. So hat er also die Monate des Jahres nach sich selber, seiner Familie und turkmenischen Helden umbenannt, er hat Schulen, eine Stadt und sogar einen Meteorit nach sich benannt, als er aufgehört hat zu rauchen hat er es in der Öffentlichkeit verboten, da ihm Goldzähne nicht gefielen, hat er diese ebenfalls verboten, er hat ein Buch geschrieben, dass jeder Turkmene lesen muss und sogar an der Autoprüfung Fragen darüber beantworten muss und zum Schluss wurde seine Asche ins All geschossen und kreist nun für alle Ewigkeit um die Erde. Wen diese verrückte Story interessiert, kann sie hier nachlesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Saparmyrat_Ny%C3%BDazow

Ja und so sind wir nach unzähligen Polizeikontrollen aus den „Stan-Ländern“ endlich wieder in unseren geliebten Iran eingereist ☺