Oh du schönes Kirgistan

(Einleitung by Linda 😉 )

Wenn der Mond den Himmel der Sonne überlässt, die Sonne ihre ersten Strahlen auf die Erde wirft und die letzten Tautropfen das Gras mit einem sanften Kuss verlassen, stellt sich Kirgistan wie jeden Morgen vor den Spiegel.Es kämmt sich seine wunderschönen Samtberge zurecht und wirft einen verliebten Blick auf seine türkisblauen Seen.

Dann fragt es ganz entzückt: Spieglein Spieglein an der Wand, bin ich wohl das schönste Land?

JAAAAAAAAAA, du bist das schönste Land!!!!!!!!! Was ist das nur für eine Frage :-)))))

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Kirgistan war für uns wirklich ein besonders schönes Land. Es scheint aber nicht nur uns so zu gehen. Im Worldfactbook der CIA steht bei „Background“ für Kirgistan als erster Satz: „A Central Asian country with incredible natural beauty…“. Anscheinend war das auch das erste was dem CIA aufgefallen ist. :).

Central KirgistanLandschaftlich fanden wir Kirgistan wirklich sensationell. Es führt unsere Hitliste zusammen mit Iran und China an. „Incredible“ genau, so war es für mich. Ich kann das echt nicht beschreiben, ich kann nur auf die Bilder verweisen und auch wenn ich die Bilder teils wirklich gelungen finde, finde ich, dass sie nicht das rüber bringen können was wir sahen.

Isik kol KirgistanSchaut euch besonders die Formen der Berge an und auch die Farben. Da hat es doch echt rötlich-braune Sandberge gehabt über die dann ein grüner Teppich aus Gras gelegt war, oder einen See auf 2000 Meter Höhe umringt von Schneebergen mit türkisblauem Wasser und Sandstränden. Dann wieder endlose knufflige Graslandschaften mit Yurten und riesigen Pferde oder Schafherden und Landschaften die uns sehr an die Schweiz erinnert haben.Kirgistan

Besonders „Zentral Kirgistan“ ist ein Paradies für Overlander, denn überall gehen kleine Kiesstrassen ab und jede führt an schier unfassbar schöne und extrem abgelegene, einsame Orte an denen man bleiben kann so lange man will. Da kann dann halt auch mal eine Strasse zugeschüttet sein, aber schön ist es dort eigentlich überall.Central Kirgistan

Oft war es nicht mal nur das Auge, dass geniessen konnte sondern auch die Nase! denn in dieser Gegend wächst oft ein wilder Thymian oder Rosmarin, wir sind nicht ganz schlüssig, und dieser würzige Duft lag dann oft in der Luft. In Kirgistan spielt sich fast alles überhalb von 2000m ab, das heisst wir waren ruck zuck wieder mal auf 3500m und in einem Schneesturm und grundsätzlich war es selten mehr als 20 Grad und nachts 0-5 Grad im Bus.

Wir würden Kirgistan darum eher im August empfehlen.

Die Strassen sind eigentlich nur zwischen Osh und Bishkek und rund um den See Isik kol gut. Meistens fährt man auf sehr schlechten bis guten Kiesstrassen. Dafür bekommt man ganz leicht Simkarten mit denen man im Internet surfen kann, auch 3G, welche aber nur in der Nähe von Dörfern funktionieren.

Und sonst? Was gibt es zu erzählen? Kirgistan, Usbekistan, Tajikistan, Türkmenistan… Ich muss zugeben, ich hatte keine Ahnung von Zentralasien und für mich waren diese Länder vorher einfach die „stans“. Jetzt, nach dem ich da war wurde mir klar wie kurzsichtig ich eigentlich war.

Diese „stans“ das ist doch alles das Gleiche, wo sind die überhaupt? Also Kirgistan ist links von China und unten von Kasachstan und oben von Tajikistan bzw. Afghanistan. Alles klar? Und sind die denn alle gleich, die enden ja alle auf „stan“? Natürlich nicht! „stan“ heisst eigentlich sowieso nur „land“ oder „region“ und Kirgistan heisst also „Land der Kirgisen“. (Eigentlich übrigens „KirgisISstan“, nur in Europa wir das weggelassen) Also eigentlich so wie „Deutschland“ oder „Holland“ aber halt einfach in einer anderen Sprache. Kirgisen sehen asiatisch aus ein wenig in der Richtung von Mongolen sie sprechen eine Sprache die mit der Sprache der Uiguren, Usbeken, Türkmenen und Türken verwandt ist und sie sind meistens Moslems. Allerdings ist Kirgistan etwa so islamisch wie die Schweiz christlich ist. Die Kirgisen haben vom Islam gerade so viel integriert wie es ihnen in den Kram gepasst hat als die islamischen Invasoren kamen und die junge Generation ist etwa so religiös wie die junge Generation in der Schweiz. Der Islam ist dort also extrem gemässigt und eigentlich nur bei älteren Leuten in Dörfern zu sehen.

Warum ist den Kirigistan nicht gleich Usbekistan oder Tajikistan? Warum sind nicht Holländer gleich Deutsche? Die Unterschiede sind sogar noch grösser, denn Usbeken sehen nicht asiatisch aus, sondern eher wie Iraner und ausserdem ist Usbekistan grössten Teils Wüste und Kirgistan ist fast nur Gebirge. Tajiken sprechen Farsi wie die Iraner, sondern sich also noch mal ab. Tajiken, Usbeken und Kirgisen sprechen also alle andere Sprachfamilien, die einzige Gemeinsamkeit ist der Islam, welcher aber, wie gesagt relativ unwichtig ist in Kirgistan.

Die Kirgisen empfanden wir übrigens als sehr zurückhaltend und höflich. Man könnte sagen das Gegenteil von Indern 😉 Wenn sie sich aber mal überwanden und mit uns in Kontakt traten waren sie immer sehr herzlich, freundlich und hilfsbereit. Wir fühlten uns unter ihnen immer sehr wohl.

Naryn - KirgistanDa wir von China über den Torugartpass nach Kirgistan fuhren führte uns unser weg zuerst durch abgelegene Regionen von Kirgistan und wir sahen zuerst nur viele kleine Dörfer, die wirkten als wären sie noch in den 60er-70er Jahren und abgesehen von den Bergen erinnerte uns die Art wie gebaut wurde ein wenig an ländliche Gebiete in Ungarn.

BishkekIn Bishkek, der Hauptstadt, fühlten wir uns dann als ob wir zurück in Europa wären.Bzw. in Osteuropa, was für uns aber als Rückkehrer aus Indien, Nepal, China schon fast als „zuhause“ wahrgenommen wird. In den Supermärkten fanden wir endlich wieder fast alles was unser Herz begehrte!

In Bishkek sieht man an jeder Ecke, dass all die „stans“ bis 1991 noch zu Russland gehörten. Die Russen haben nicht nur Gebäude, Strassen und Schrift hinterlassen, sondern auch jede Menge Russen. 🙂 Und diese Leben in den grossen Städten in allen Schichten aber vor allem in den oberen. Russisch wird hier fast überall verstanden und Linda hat dann einfach begonnen die Leute auf Tschechisch zu belabern. Das hat mehr oder weniger, eher weniger, funktioniert. Aber auf jeden Fall besser als Englisch.

Migrol Zapfsäule in Naryn, KirgistanHabt ihr euch eigentlich mal gefragt was mit unseren Zapfsäulen passiert, wenn sie ausgewechselt werden? Nein? Aber vielleicht wo euer altes Auto hingeht, wenn es in den „Export“ geht? Ja? Nach Kirgistan! Unseren ersten Diesel in Kirgistan bekamen wir aus einer „Migrol“ Zapfsäule! Autos können in Kirgistan ohne jeglichen Papierkram eingeführt werden und das wird getan! Wir traffen mehrere Kirgisen, die ein Auto aus der Schweiz selbst nach Kirgistan gefahren haben. Egal ob links oder rechts gelenkt, in Kirgistan fährt alles herum was von einer der bevorzugten Marken Toyota, Mitsubishi, Honda, Mercedes, Audi, oder BMW kommt. Es hat auch andere Marken, aber diese dominieren stark und auffällig ist, dass Modelle die als besonders zuverlässig gelten hier besonders beliebt sind. Wer also wissen will welche Autos richtig lange halten, der muss sich nur mal in Kirgistan umsehen. ;).

Ach ja, Kirgistan war ja bei uns wegen Kravallen in den Schlagzeilen. Beim ersten mal richtete es sich gegen die Regierung, welche dann änderte, beim zweiten mal ging es leider um Konflikte zwischen Usbeken und Kirgisen in der Grenzstadt Osh. Davon spürten wir weder in Bishkek noch in Osh etwas. Es wurde uns aber gesagt, dass in Osh immer noch starke Spannungen zwischen der usbekischen Minderheit und den Kirgisen bestünden. Schade, aber für Touristen kein Problem.

Kirgistan: Both thumbs up! Sehr zu empfehlen, ganz besonders für Leute die gerne mal mit dem Zelt grenzenlos wandern, in Yurten wohnen oder wie wir mit dem eigenen Auto reisen wollen. Organisierten Tourismus gibt es aber (zum Glück) kaum.